Bianka Bensch

Freie Journalistin, Autorin, Bönnigheim

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Artikel

Jungs gegen Mädchen? Mädchen gegen Jungs? | Attachment Parenting

Ich persönlich bin ja nicht so ein großer Fan von „Bibi & Tina", aber die Jüngste scheinbar schon. Und auch einige Mädchen in ihrer Klasse. Und so tönt es hier im Moment den halben Tag: „Jungs sind wie Wasser, keine Farbe, kein Geschmack...Jungs gegen Mädchen! Nein, Mädchen gegen Jungs!" und so weiter. Wer das Lied nicht kennt, das ich meine, sollte hier mal reinhören:


Alle Klischees bedient

Mal ehrlich, habt ihr schonmal ein inhaltlich schrecklicheres Lied gehört? Mädchen sind so und Jungs sind so - da werden alle Klischees vollumfänglich bedient. Mädchen können nur dieses und jenes nicht, dafür können Jungs das und dafür was anderes nicht. Mir rollen sich die Fußnägel auf, wenn ich es höre.

Da kämpft man als Frau um Gleichberechtigung, prangert das „gender gap" beim Gehalt an und dass Frauen quasi null Karrierechancen im Vergleich zu Männern haben, sobald sie Mutter sind - und dann kommt da so ein Lied daher für die Zielgruppe der „heranwachsenden Frauen" und bohrt sich in das Bewusstsein der nächsten Frauengeneration mit einem so dermassen klischee-durchwucherten Text.


Gegeneinander statt miteinander

Immer nur kämpfen. Einer gegen den anderen. Jungs gegen Mädchen. Mädchen gegen Jungs. Männer gegen Frauen. Frauen gegen Männer. Konkurrenzdenken schon von klein auf statt gemeinsam etwas zu bewegen. Wo bleibt die vielgelobte und in nahezu jeder Stellenausschreibung geforderte Teamfähigkeit? Reicht es nicht, dass in der Schule und in der Freizeit ständig nur in Wettbewerb gedacht wird? Muss da auch noch in der Musik abgebildet werden, dass es immer nur gegeneinander geht? Und dann noch mit so billigen Mitteln wie „Mädchen labern nur und immer nur Stuss" und „Jungs sollten erstmal lernen, ein Deo zu benutzen". Und - wenn man mal genau hinhört - werden deutlich mehr Vorurteile und Klischees der Mädchen aufgezählt, kaum welche der Jungs. Super. Nicht!


Chance nicht genutzt

Ich muss ehrlich zugeben, ich kenne den Film nicht, aus dem das Lied stammt. Vielleicht urteile ich daher über das Lied auf falschen Grundlagen. Allerdings gehe ich davon aus, dass auch nicht alle Kinder den Film und seinen Inhalt kennen, die das Lied vor sich hin-rappen. Der Jüngsten gefällt jedenfalls das Lied, auch ohne dass sie den Film gesehen hat. Was hätte man an Stelle der Filmemacher für eine tolle Chance gehabt, endlich in den Sprachgebrauch der Jugendlichen eine gewisse Chancengleichheit einzubringen?

Stattdessen wärmt man alte Klischees auf und verdichtet sie in einem Rap, der nun auf und ab gesungen wird. Was zur Hölle soll das? Erinnert mich ein wenig an #flirtennachbravo - immer schön in der alten Denke und in den alten festgefahrenen Klischees und Rollenzuweisungen bleiben.


Sorry, aber dann braucht sich auch kein Mensch, weder Frau noch Mann, wundern, wenn sich nichts ändert, wenn das „gender gap" bestehen bleibt und Frauen lieber zusammen aufs Klo gehen, statt gemeinsam dafür zu kämpfen, dass ihre Karriere auch mit Kind auf dem gleichen Chancenniveau weitergehen kann wie ohne. *kopfschüttel*

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