Ein glatter schwarzer Rücken rollt durch die kalten Wellen des Nordpazifiks. Die hohe Rückenflosse ragt wie ein Schwert in den Himmel. Der Schwertwal atmet mit einem lauten Prusten aus. Die kalten und fischreichen Gewässer vor der Südküste Alaskas sind der Lebensraum dieser Wale. Der Meeresbiologe Craig Matkin kennt sie alle persönlich: Jeder Orca hat eine individuell geformte Rückenflosse als unverwechselbares Merkmal. Matkin ist Gründungsmitglied der Umweltorganisation North Gulf Oceanic Society (NGOS), die seit 1984 die Bestände zählt.
[...]
Als 1989 der Supertanker Exxon Valdez auf ein Riff im Prince-William-Sund lief, flossen 42 Millionen Liter Rohöl ins Meer - bis dahin die schlimmste Ölpest in der US- Geschichte. Nach Schätzungen von Experten starben kurz nach dem Unfall mindestens 350 000 Vögel, 2800 Otter, 200 Robben sowie 22 Orcas und Grauwale in der schwarzen Flut. Matkin erinnert sich an den Tag des Schreckens: „Als die Meldung von der Ölpest kam, arbeitete ich gerade auf meinem Schiff. Der Wind trieb das Öl in den Sund, genau dorthin, wo sich die Orcas meist aufhielten." Zwei von NGOS beobachtete Schwertwal-Familien tummelten sich in dem betroffenen Seegebiet: die Resident-Familie „AB" und die Transient-Familie „AT 1". Vor Ort erblickte der Biologe die AB-Familie vor dem Heck des Unglücks-Tankers im Ölteppich: „ Sieben Tiere fehlten. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmte."
von Bettina Wurche