Bernd Ellerbrock

Fotograf, freier Journalist und Autor, Seelze

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Special

Welt der Buddelschiffe

Die Welt der Buddelschiffe und ihrer Erbauer ist eine untergehende. Langsam aber sicher stirbt diese alte maritime Handwerkskunst aus, leidet unter einem arg verstaubtem Image. Allein drei auf Buddelschiffe spezialisierte Ausstellungen schlossen in den letzten Jahren in Deutschland. Doch auf Spurensuche wird man fündig: sei es bei aktiven Buddelschiffbauern, die in stundenlanger Friemelarbeit aufwändige Viermastbarken mit Fadenzugtechnik oder komplexe Arbeitsschiffe in Sektionsbauweise in die Flaschen bringen. Sie "leben" von Auftragsarbeiten der Museen, Reedereien oder privaten Schiffseignern. Viele von ihnen sind in der "Deutschen Buddelschiffer Gilde" organisiert, männlich und graumeliert. Und dann gibt es noch Michaela Richter aus Hamburg, die individualisierte "Giveaways" für Reedereien genauso fertigt wie kultige Becksbier-Buddeln mit der "Alexander von Humboldt". Schon mit Ende Zwanzig machte sie ein Geschäft daraus. In Buddelschiffmuseen kann man wahre Meisterwerke besichtigen. So in Neuharlingersiel, wo die Flaschenschiffe des "King of Bottleship" Jonny Reinert, einem Bergmann aus Herne, ausgestellt werden. Oder im tiefsten sachsen-anhaltinischen Binnenland, wo im Heimatmuseum von Tangerhütte der Nachlass des wohl eifrigsten Buddelschiffbauers aller Zeiten Hans Euler gezeigt wird. Er gelangte mit über 16.000 gebauten Buddelschiffen sogar ins "Guinness Buch der Rekorde". In Boltenhagen kann man Jürgen Kubatz in seiner Werkstatt über die Schultern schauen und sein über Jahre aufgebautes hutzeliges Buddelschiffmuseum besichtigen. Und wo Aktionen für Kinder angeboten werden, ist die Begeisterung noch hellewach!