BANKOMAT
Es beginnt alles mit einem Mann vor verschlossener Tür. John Shepherd-Barron arbeitet für eine Firma, die Banknoten produziert. Genau diese bekommt der Schotte eines Tages im Jahr 1965 nicht mehr, weil die Bank zuhat und er seinen Scheck nicht einlösen kann. Warum, fragt er sich, gibt es eigentlich dafür keine Maschine, die rund um die Uhr funktioniert? Shepherd-Barron legt den Grundstein für „die einzige nützliche Innovation in der Bankenbranche in den vergangenen Jahrzehnten“, wie der frühere US-amerikanische Notenbankpräsident Paul Volcker 2009 erklärte.
Barclays Bank stellte 1967 den ersten Automaten auf, der dann in Serie ging. Anfangs konnte man nur leicht radioaktive (➝Code) Schecks einlösen. Später etablierten sich Magnetstreifen und PIN-Code. Heute gibt es weltweit rund 3,2 Millionen Geldautomaten. Diese Erfolgsgeschichte hielt der Erfinder Shepherd-Barron selbst übrigens für unwahrscheinlich. Noch 2007 prophezeite er das Verschwinden des Bankomaten. Benjamin Knödler
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2015 sorgte ein möglicher Grexit für Bilder, die zum Symbolbild jeder Finanzkrise taugen. Sie zeigen Warteschlangen vor den Automaten, in denen sich die Menschen einreihen, voller Angst, dass das Ersparte über Nacht wertlos oder unerreichbar werden könnte (➝ Osten).
Ähnliches war schon 2001 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in Argentinien zu sehen. Und auch als der indische Premierminister Narendra Modi vor Kurzem die Abschaffung größerer Rupienscheine ankündigte, waren die Geldautomaten schnell leer geräumt und die Schlangen lang. Diese Bilder gehen nahe, denn sie dokumentieren eine ganz eigene Mischung aus Panik, Resignation und Wut gegen ein System, das die Menschen im Stich gelassen hat. Benjamin Knödler