PLAGE
Der Frosch strahlt im Gegensatz zur Kröte (➝ Arten) eigentlich keine Gefahr aus, wobei: alles eine Frage der Quantität. In rauen Mengen können auch Frösche zu einer Plage biblischen Ausmaßes werden. Es ist, um genau zu sein, die dritte Plage, die „der Herr“ auf die Ägypter loslässt, um das Volk Israel zu befreien. Obwohl die Bibel im Zuge der Säkularisierung in der nördlichen Hemisphäre an Bedeutung verlor, konnten sich Froschmassen als dramatisches Element zumindest bis ins 20. Jahrhundert halten: Im Horrofilm Frogs – Killer aus dem Sumpf von 1973 wird ihr Quaken zum vielstimmigen Hintergrundchor des Kampfs Tierwelt gegen Mensch. Und ein so plötzlicher wie wahnwitziger Froschregen bildet das furiose Finale des Episodenfilms Magnolia aus dem Jahr 1999. Benjamin Knödler
WALTER
Die Einladung zur damaligen B-Fußballnationalmannschaft lehnte Walter Frosch 1976 ab, weil einer wie er „nur in der A-Mannschaft oder in der Weltauswahl“ spiele. Die Selbsteinschätzung traf zu, Bayern München wollte ihn einst unbedingt verpflichten. Frosch hatte aber schon in Kaiserslautern zugesagt. Später landete er beim FC St. Pauli, in dessen Jahrhundertelf (➝ Literatur) ihn die Fans 2010 wählten. Bei einem Benefizspiel am Millerntor hatte er wenige Jahre zuvor das Interview gegeben, das ihn zum Youtube-Star machte: Angesprochen auf die rechteckige Ausbeulung in seinem Stutzen, röchelte Frosch unumwunden: „Zigaretten“. Seine Einwechslung sei zu rasch erfolgt, um die Schachtel abzulegen.
Der Gelbe-Karten-Rekordmann und Kettenraucher Walter Frosch ist 2013 an Krebs gestorben. Aber vielleicht gibt es tragischere Schicksale aus der St.-Pauli-Jahrhundertelf: Gerade erst schloss der Verein Michél Mazingu-Dinzey aus, weil er an einer Anti-Asyl-Demonstration teilgenommen hatte. Benjamin Knödler
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 33/16 der Wochenzeitung "der Freitag".
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