ANTIDIÄT
Wenn es ums Abnehmen geht, soll man bekanntlich auf Low Carb setzen. Oder auf Low Fat? Oder auf die Glyxdiät? Oder – ganz klassisch – auf „Friss die Hälfte“? Vielleicht aber am besten doch auf gar nichts davon. Darauf versucht der Internationale Anti-Diät-Tag aufmerksam zu machen, der seit 1992 alljährlich am 6. Mai stattfindet. Ins Leben gerufen hat ihn die Feministin (➝ Prostitution) Mary Evans Young, die selbst unter Magersucht litt und Diäten als ersten Schritt zur Essstörung sieht.
Der Aktionstag will dazu anregen, natürliche Unterschiede in Größe und Gewicht einfach anzuerkennen, fat shaming zu bekämpfen, falsche Versprechungen von Diätgurus aufzudecken und gängige Schönheitsideale zu hinterfragen. Ein nach wie vor wichtiges Anliegen, wenn man bedenkt, dass Werbung und Fashionindustrie noch immer von Models dominiert sind, die ungesund dünn sind – oder mittels Bildbearbeitung dazu gemacht werden. Benjamin Knödler
PROSTITUTION
Kirchen sind eher selten Orte von Protesten. Und noch seltener sind es Prostituierte, die dort demonstrieren. Vermutlich war es aber eben jene besondere Form des Widerstands, die 1975 in Lyon für große Aufmerksamkeit sorgte.Damals besetzten mehr als 100 Sexarbeiterinnen das Gotteshaus Saint-Nizier, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Prostitution wurde damals in Frankreich zunehmend kriminalisiert und so aus der Öffentlichkeit verdrängt. Behörden boten den Frauen kaum Schutz.
Seit der Besetzung an jenem 2. Juni findet an diesem Datum der „Internationale Hurentag“ statt, der hierzulande jedoch erst 1989 durch die Feministin Laura Méritt ausgerufen wurde. Dabei ist das Anliegen des Aktionstags, nämlich auf die schlechten Arbeitsbedingungen vieler Prostituierten hinzuweisen, nach wie vor aktuell. Immer noch werden Sexarbeiterinnen vielfach Opfer von Gewalt. Das nachhaltig anzuprangern, bleibt das Verdienst der Frauen von Lyon – auch wenn die Kirche nach wenigen Tagen geräumt wurde. Benjamin Knödler
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 43/16 der Wochenzeitung "der Freitag".