Zeitungen aus Südkorea liest, kam zuletzt nicht um den
Taunus herum – er prägt dort eine Staatsaffäre. Aber auch sonst
imponiert dieser Landstrich. Das Wochenlexikon
KREUZ
An einem Herbstmorgen 1937 radelt Franz Marnet von Schmiedtheim im Vordertaunus zur Arbeit. Es ist der erste Morgen, nachdem sieben Häftlinge aus dem KZ Westhofen ausgebrochen sind. Marnet ist eine der Protagonisten in Anna Seghers’ Roman Das siebte Kreuz, in dem sie anhand der Flucht von Georg Heisler die Machtmechanismen in einer Diktatur und den Widerstand dagegen analysiert.
„Das siebte Kreuz“ ist aber auch reich an großen Landschaftsbeschreibungen – nicht zuletzt jener des Taunus.Und Marnets Weg durch die Hügel, entlang derer die Römer den ➝ Limes zogen, ist ein Paradebeispiel dafür. Marnet blickt „über das freie, sacht abfallende Land auf den Nebel“ hinab. In diesen „weiten, ausgeschwungenen Abhängen mit ihren Feldern und Obstbäumen und tiefer unten mit Reben“, mit dem „Fabrikrauch, den man bis hier herauf riecht“, liegt, bei aller Angst und allem Schrecken der Flucht, etwas Tröstliches. Benjamin KnödlerDieser Beitrag erschien in Ausgabe 45/16 der Wochenzeitung "der Freitag".