Er vermittelt Heimatgefühle, stärkt die Altersvorsorge und fördert die Kultur des Kalauerns. Ein Lexikon
ATMOSPHÄRE
Unbarmherziges Neonlicht, ein zarter Fettfilm auf den Tischen, das leise Summen der Kühlschränke: Sei es in Berlin, München oder Wanne-Eickel – diese Atmosphäre eint fast alle Dönerläden. Zugegeben, zunächst wirkt so ein Imbiss nicht besonders einladend. Aber das Standardmobiliar und die eingeübten Rituale – Bestellungen „mit scharf“ und „mit alles“ zum Beispiel – schaffen Vertrautheit.
Ob man also in der Stadt oder auf dem Land gestrandet ist, der Imbiss dient auch als Zufluchtsort. Wo eine Dönerbude ist, da lass dich nieder! Am Ende ist sie nämlich kein reiner Nicht-Ort, keine unpersönliche, zweckgebundene Transitzone, in der man nicht länger als unbedingt nötig bleiben mag. Aber wie sollte es auch anders sein: Schon der ➝ Name verpflichtet, leitet sich Döner doch angeblich vom türkischen Wort dönmek ab. Das bedeutet nicht nur „drehen“ (➝ Spieß), sondern auch „zurückkehren“. Als hätten es die Erfinder schon immer geahnt. Benjamin Knödler
XENOPHOBIE
„Fremdenhass, das ist bekannt, endet oft am Dönerstand“, textete einst die Street-Art-Künstlerin Barbara. Wie recht sie hat. Denn bei aller Fremdenfeindlichkeit ist für einen guten Döner noch in jedem noch so xenophoben Deutschen Platz. Ein gewisser Safet Babic wurde fotografiert, während er offensichtlich einen Döner isst. Babic ist NPDler und wurde bekannt durch ein Youtube-Video, in dem er krakeelte: „Buntes Trier, nicht mit mir.“
Von der AfD-Politikerin Beatrix von Storch kursieren ebenfalls Fotos, die zeigen, wie sie an einem Dönerstand ansteht. Die Meisterin der Inkonsequenz ist aber Beate Zschäpe. Im Lauf des NSU-Prozesses sagte eine Zeugin aus, sie habe die Rechtsterroristin beim Döneressen getroffen. Das entbehrt nicht einer traurigen Ironie. Es waren ja die Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“, die die Serie rassistischer Taten begingen, die von Polizei und Medien in der unsäglichen Bezeichnung „Dönermorde“ zusammengefasst wurden. Benjamin Knödler
Das gesamte Lexikon ist in der Ausgabe 48/16.
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