Dass aus Großstädten Oasen werden, ist eine der letzten Utopien. Eine Bürgerinitiative fordert im Hamburger Bürgerschafts-Wahlkampf: "Autos raus aus der Innenstadt". Das geht sogar Katharina Fegebank von den Grünen zu weit. Eine "irre Idee" sei das, mehr Fahrräder ja, aber bitte kein Öko-Radikalismus.
Die Realpolitik ist eben eine Welt der Kompromisse, Träumer haben keinen Platz. Einen Vorteil haben sie allerdings: Fantasie. So auch Simon Weckert. Der Berliner Aktionskünstler nutzte die Macht von Google, um Straßen der Hauptstadt autofrei zu bekommen. Dafür fuhr er vor einigen Tagen einen Handkarren mit 99 Smartphones in Friedrichshain spazieren. Das Ganze übertrug er im Internet, inklusive Standort bei Google Maps. Egal wo er hinkam, die Farbe der Straße wechselte in der App von Grün auf Rot: Die GPS-Signale der Handys simulierten einen Stau. Da Google Maps deshalb den Verkehr umlenkte, konnte Weckert ganz gemütlich auf der idyllisch autofreien Schillingbrücke flanieren, den Bollerwagen hinter sich herziehend wie einen Hund beim Gassigehen. Immerhin einer weiß jetzt, wie sich Utopie anfühlt.