Sie war die einzige Frau unter den Herrschern des Hauses Habsburg und hatte einen schweren Start. Am Ende war sie hochgeachtet. Heute thront sie im Wiener Museumsquartier: Maria Theresia
(Foto: dpa)1717 ist die legendäre österreichische Regentin zur Welt gekommen. Maria Theresia war Reformerin, Mutter von 16 Kindern - und eifersüchtige Ehefrau. Neun ungewöhnliche Fakten aus ihrem Leben.
War Maria Theresia eine frühe Ikone der Emanzipation? Als starke Herrscherin und gleichzeitig liebevolle Matriarchin ging die österreichische Regentin (1717-1780) in die Weltgeschichte ein. Zwischen Schwangerschaften und Geburten gelang es ihr, sich gegen den aggressiven Preußenkönig Friedrich II. zu bewähren und nebenbei ihr Reich zu reformieren. Doch die Habsburgerin hatte auch dunkle - und skurrile Seiten.
1. Durch die "Weiberherrschaft" in den ErbfolgekriegNach dem Tod ihres Vaters Karl VI. befand sich das Habsburger Herrscherhaus vor der unüblichen Situation, dass kein männlicher Erbe zur Verfügung stand. Wie die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger in ihrer Biografie schildert, waren die Vorbehalte bei den Fürsten im europäischen Ausland gegen eine Frau auf dem Thron immens. Man wetterte gegen eine "Weiberherrschaft" und sah sie "gegen die Ordnung Gottes, der Natur und des Menschen".
Dennoch versuchte Karl VI. zu Lebzeiten, den Herrschaftsanspruch seiner Tochter Maria Theresia zu sichern und dadurch eine Aufteilung seines Reiches zu verhindern. Für diesen Zweck erließ er 1713 die sogenannte Pragmatische Sanktion: Sie legitimierte Maria Theresia als Erbin der habsburgischen Länder.
Konkurrierende Adelsgeschlechter aus Preußen, Bayern oder Sachsen-Polen ließen sich dadurch aber nicht abschrecken, eigene Herrschaftsansprüche zu erheben. Es folgten Jahre des Erbfolgekrieges.
2. Vielfache MutterVon 1737 bis 1757 brachte Maria Theresia insgesamt sechzehn Kinder zur Welt. Konkret bedeutet das: In etwa 240 Monaten ihres Lebens war sie mehr als 150 Monate schwanger - fast zwei Drittel der gesamten Lebensspanne zwischen dem einundzwanzigsten und dem vierzigsten Lebensjahr.
Ihr zweitjüngstes Kind, das im November 1755 das Licht der Welt erblickte, war übrigens Marie Antoinette, die spätere Königin von Frankreich. Mit der angeblichen Empfehlung an das hungerleidende Volk, statt Brot doch lieber Kuchen zu essen, erlangte sie im Vorfeld der Französischen Revolution einen zweifelhaften Ruf.
3. KeuschheitsfanatismusMaria Theresias Gemahl Franz Stephan stand im Ruf eines Lebemanns, der sich immer wieder zu Seitensprüngen hinreißen lies. Stollberg-Rilinger zufolge könnte dieser Umstand zu dem "Keuschheitsfeldzug" Maria Theresias geführt haben, den sie ab der Mitte des 18. Jahrhunderts bestritt. Ihren Kammerherren Johann Joseph von Khevenhüller-Metsch soll sie beauftragt haben "alle Leuthe nach Möglichkeit zu obligiren, den Kaiser zu amusiren und dennoch von unanständiger Gesellschaft [...] abzuhalten".
Dabei versuchte sie nicht nur, ihrem Mann Zügel anzulegen, sie ging allgemein gegen jegliche sinnenfreudige Umtriebe am Hofe vor. Sie gründete eine "Keuschheitskommission", die sexuelle Ausschweifungen bis in den privaten Bereich aufspüren und verhindern sollte. Teils wurden drakonische Strafen verhängt: Verbannung, Kerker oder Klosterhaft standen im Strafkatalog.
4. Deutsche Kaiserin der HerzenMaria Theresia war zwar Erbin der Habsburger Herrschaftsgebiete - das machte sie zum Beispiel automatisch zur Erzherzogin von Österreich und zur Königin von Böhmen und Ungarn, nicht jedoch zur Kaiserin. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde nämlich vom Hochadel der zahlreichen Länder gewählt - Frauen waren davon ausgeschlossen.
Trotzdem sprach man Maria Theresia allgemein mit Kaiserin an - denn ihr Gatte trug diesen Titel. Im September 1745 wurde Franz Stephan in Frankfurt am Main zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt.
Da dieser grundsätzlich wenig Interesse an der Regierungsarbeit zeigte, wurde Maria Theresia im Volk schnell - zumindest in den habsburgischen Ländern - als die wahre Herrscherin anerkannt. Als Frau gelang es ihr, sich in der Rolle der Matriarchin zu inszenieren, der liebevollen Mutterfigur, deren "einzigen Zielpunct ihres Strebens" gewesen sei, das "wahre Wohl ihrer Unterthanen" herbeizuführen.