Erwachsenwerden ist nicht einfach, sondern viel eher ziemlich anstrengend, nervig und kompliziert. Auch die neuseeländische Jugend plagt sich mit Liebe, Hormonen, Pubertät und diesem ständigen Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-Sein herum - warum sollte das Land am anderen Ende der Welt auch davon verschont bleiben? Nachdem Eddie Johnston aus Wellington als Lontalius schon seit Jahren Coverversionen von Drake, Beyoncé, Adele und vielen anderen veröffentlichte, enthält sein erstes Album „I'll Forget 17" nun selbstverfasste Songs, deren Prämisse Zurückhaltung ist. Die Musik hält Lontalius minimalistisch, auch seine Songtexte sind auf das Nötigste beschränkt und werden in den Songs fast wie Mantras wiederholt. „A feeling so sweet and then it goes away" aus dem ersten Refrain des Albums fasst die Stimmung schon perfekt zusammen. Durch die Risse in der watteweichen Produktion scheint überall bittersüße Melancholie. Nichts genügt, alles geht zu Ende, die Luft wird dünner, die Welt ist einfach ungerecht. Lontalius gibt sich diesem Gefühl ganz hin, Johnstons ab und an dezent mit Autotune bedachte Stimme legt sich weich auf die Musik und erinnert an Ed Tullett oder Troye Sivan. Mit Letzterem verbinden ihn neben dem Hang zu synthetischer Instrumentierung auch die beiläufige und selbstverständliche Adressierung seines jeweils Angebeteten in einigen Songtexten („All I have to offer is my love/ It's not enough/ and boy, I'll give you everything"). Nach zehn Songs hängt die schwermütige Grundstimmung mit starkem Druck auf die Tränendrüsen noch wie dichter Nebel in der Luft. Das Suhlen in Traurigkeit und Selbstmitleid will gekonnt sein - aber wenn schon, dann mit Lontalius so richtig.
Benedict Weskott
M.A., Freie:r Journalist:in, Berlin
Rezension