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Die schlimme Nachtwache

Die schlimme Nachtwache
Die schlimme Nachtwache - Ludwig Bechstein - Märchen
Die schlimme Nachtwache - Ludwig Bechstein - Märchen
Es war einmal eine Gastwirtin, die taugte nicht viel. Sie wog falsch, sie maß falsch, sie log und sie trog. Wer in ihr Haus kam, kam nicht ungerupft wieder heraus. Nach Geld stand all ihr Sinnen und um Geld hätte sie dem Teufel auch ihre Seele verkauft, wenn dieser sie wollte.
Manche Untaten geschahen im Haus dieser Wirtin, die nicht an den Tag kamen. Endlich aber war das Maß ihrer Sünden voll und es geschah Folgendes:
Ein vornehmer Herr kam angereist, der über Nacht bleiben wollte. Er aß und trank und sagte vor dem Schlafengehen zur Kellnerin: »Es muss jemand vor meiner Tür wachen. Ich zahle dafür hundert Gulden und mehr. Magst du die dir verdienen, Kellnerin?«
»Nein!« antwortete die Kellnerin. »In der Nacht schlafe ich, am Tage wache ich, und am Abend bin ich hundemüde. Ich will es aber der Wirtin sagen, dass sie ihnen eine Nachtwache schickt!«
»Denk Dir!« sprach sodann die Kellnerin zur Wirtin: »Der fremde Herr will hundert Gulden oder mehr bezahlen, wenn jemand in der Nacht vor seiner Tür wacht! Ich habe abgelehnt und mich dafür bedankt. Ich habe keine Zeit!«
»So?« sagte die Wirtin. »Dann geht du mal ruhig schlafen, ich will da schon jemanden besorgen!«
Die Wirtin aber wollte das Wachtgeld nur für sich selbst behalten. Sie ging sie zum fremden Gast und sagte zu ihm: »Es ist niemand da, der bei Euch wachen will. Ich muss es schon selbst tun.

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