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Der Hase mit den Hörnern

Der Hase mit den Hörnern
Der Hase mit den Hörnern - Jean de la Fontaine - Fabel
Der Hase mit den Hörnern - Jean de la Fontaine - Fabel
Ein Hase tummelte sich ausgelassen an einem wunderschönen Sommermorgen auf einem freien Plätzchen, das von dichtem Buschwerk umgeben war. Hier fühlte er sich sicher.
Vergnügt hopste er über ein paar Heidebüschel, sauste übermütig im Kreis umher und wälzte sich mit Wohlbehagen im sonnengewärmten Sand. Er zersprang fast vor Lebenslust und wusste vor Glück nicht wohin mit seinen Kräften.
Aber plötzlich duckte er sich blitzartig in einer kleinen Erdmulde nieder. Ein Hirsch setzte über die Büsche hinweg, und gleich darauf folgte ein Widder. Danach trampelte auch noch ein schwerer Stier respektlos quer durch das sonnige Morgenreich des kleinen Hasen.
»Unverschämte Bande«, kreischte der Hase, »mir meinen schönen Morgen so zu verderben!« Kaum hatte er sich wieder aufgerappelt, sprang eine Ziege über die Sträucher. »Halt«, schrie der Hase, »was soll das bedeuten, wo läuft ihr denn alle hin?«
Die Ziege, die immer zu einem Streich aufgelegt war, schaute lange und ernst auf die Ohren des Hasen, dann meckerte sie munter: »Hast du denn noch nicht vom neuen Gesetz des Königs gehört? Ein kühner Bruder von mir stieß zufällig den Löwen mit seinen prächtig geschwungenen Hörnern in die Seite.«
»Doch der König verstand keinen Spaß und befahl, dass alle Tiere, die Hörner tragen, sein Land verlassen müssten. Wer heute Abend noch hier verweilt, wird mit dem Tode bestraft.

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