"All good things are wild and free"
Am 12. Juli 1817 erblickte der US-Amerikaner Henry David Thoreau das Licht der Welt. Der Naturliebhaber hat der Nachwelt Bücher, Artikel, Essays, Tagebücher und Gedichte hinterlassen. Einige davon und eine spannende Biografie stellen wir zu seinem 200. Geburtstag vor. Sein Motto "All good things are wild and free" zählt heute zu seinen berühmtesten Worten.
Thoreau beschrieb in "Walden" seinen "Traum vom einfachen Leben" (Bild: Astrid Diepes)
Thoreaus Hauptwerk "Walden" gilt heute als Klassiker der amerikanischen Literatur. Darin verarbeitete er seinen zweijährigen Aufenthalt in einer selbstgebauten Hütte an einem Waldsee. Bei der Lektüre von "Walden" begleiten wir ihn durch die verschiedenen Jahreszeiten, die er an diesem See erlebt hat. Der Philosoph geht in den 17 Kapiteln und seiner Schlussbetrachtung kurzweilig auf Aspekte wie die Kosten, die das Leben im Wald verursacht, die Tierwelt und die Menschen, die ihn besuchten, ein. Heute nutzen Wissenschaftler Henry David Thoreaus Aufzeichnungen, um den Klimawandel zu erforschen. Er führte in Neuengland Buch über Temperaturen und den Wasserstand von Waldseen. Besonders schön ist, wie sich Thoreau an kleinen Dingen erfreuen konnte: sei es ein Vogel oder ein Eichhörnchen, die er beobachtete, eine Blume oder ein gutes Buch.
Der Sammelband "Walden and Other Writings" begleitet uns durch den Sommer (Bild: Astrid Diepes)
Wer englische Bücher gerne im Original liest, ist mit der preiswerten Taschenbuch-Ausgabe "Walden and Other Writings" gut bedient. In dieser Sammlung finden sich neben seinem Buch "Walden" wichtige von ihm verfasste Essays wie "A Week on the Concord and Merrimack Rivers". Thoreau liebte Abenteuer. Eine seiner schönsten Erinnerungen war eine Flussreise mit seinem Bruder John, die sie 1839 gemeinsam auf dem Concord River unternahmen. Nach Johns frühem Tod mit nur 27 im Jahr 1842 verarbeitete Henry David dieses gemeinsame Abenteuer literarisch. In seinem Essay "Civil Disobedience" äußerte Thoreau sich kritisch zu Krieg und Sklaverei. Er unterstützte den Gegner der Sklaverei John Brown, den er als Einziger auch nach dessen Hinrichtung umfassend verteidigte. Thoreau selbst verbrachte eine Nacht im Gefängnis, weil er sich geweigert hatte, Steuern zu bezahlen. Er sagte, er wollte den Staat nicht bei der Finanzierung des Mexiko-Kriegs unterstützen. Wenngleich mittlerweile bekannt ist, dass die Steuerschulden noch vor dem Beginn des Kriegs zustande kamen, wurde sein Essay von Martin Luther King, Mahatma Gandhi und der französischen Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg als Inspiration genutzt.
Thoreau rebellierte gegen gesellschaftliche Konventionen und den Staat (Bild: Astrid Diepes)
Für alle, die mehr über Thoreaus Leben erfahren wollen, ist Frank Schäfers Biografie "Henry David Thoreau – Waldgänger und Rebell" das Richtige. Thoreau war es wichtig, sein Leben so zu leben, wie er es sich vorgestellt hatte. Er unterstützte zwar seinen Vater zeitweise in dessen Bleistiftfabrik und arbeitete kurz als Lehrer. Trotzdem waren die Dinge, die er am meisten in seinem Leben anstrebte, absolute Freiheit, wilde Landschaften und ausreichend Zeit, um zu schreiben und zu lesen. Schon in den 1840er und 50er Jahren beschäftigte er sich eingehend mit dem Verhältnis von (Lohn-)Arbeit und Freizeit. Viele seiner berufstätigen Zeitgenossen/innen oder, wie er selbst schrieb, "der Großteil der Menschen führt ein Leben der stillen Verzweiflung." Thoreau wollte sein Leben bewusst führen, ohne am Ende feststellen zu müssen, dass er nicht gelebt hatte.
Bibliografische Angaben:
Walden – Der Traum vom einfachen Leben, Henry David Thoreau, ISBN: 978-3-15-020473-3, 8,95 Euro
Walden and Other Writings, Henry David Thoreau, ISBN: 978-0-55-321246-4, 4,49 Euro
Henry David Thoreau – Waldgänger und Rebell, eine Biografie von Frank Schäfer, ISBN: 978-3-518-46769-5, 16,95 Euro
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