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Knochen an Knochen

Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung weltweit. Gut die Hälfte aller 60-jährigen Frauen und ein Drittel der Männer sind betroffen – sie leiden unter Schmerzen und Gelenksteifigkeit. Aber wie entsteht Arthrose? Und was kann man tun, um ihr vorzubeugen?


Gesunde Gelenke funktionieren wie Stoßdämpfer. Die Knorpelschicht wird bei Belastung gestaucht und dehnt sich anschließend wieder aus. Bei Arthrose sieht das anders aus: ist der Knorpel erst einmal abgenutzt, reiben Knochen aufeinander. Auch die angrenzenden Muskeln, Kapseln und Bänder können dabei Schaden nehmen. Betroffen sind meist die Knie, die Hüfte, die Ellenbogen oder die Hände – oft aber auch mehrere Gelenke gleichzeitig.


Auslöser für eine Arthrose gibt es viele: die häufigsten Ursachen sind ein Zuviel an Belastung (meist bedingt durch Übergewicht) sowie durch Unfälle verursachte oder angeborene Fehlstellungen der Gelenke (wie beispielsweise X- oder O-Beine) oder auch Deformierungen durch Knochenerkrankungen wie Osteoporose. Auch Gelenkentzündungen (Arthritis) können eine Arthrose begünstigen.


Ältere Menschen leiden deutlich häufiger unter Arthrose als jüngere, Frauen sind öfter betroffen als Männer, was Studien zufolge mit der Hormonumstellung in den Wechseljahren zusammenhängen könnte. Fakt ist: ab dem 60. Lebensjahr leiden rund die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer unter Arthrose.

Lieber Langlauf als Abfahrtsski

Sport dagegen kann helfen, einer Arthrose vorzubeugen. Denn wenn wir uns bewegen, produzieren unsere Gelenke eine Schmiersubstanz, die dämpfend wirkt und für eine reibungslose Beweglichkeit sorgt. Wer Sport wie beispielsweise Pilates oder Yoga macht, stärkt außerdem seine Tiefenmuskulatur. Das ist gut für die Haltung und hilft dabei, die Gelenke zu stabilisieren.

Allerdings ist nicht jede Sportart gleichermaßen gelenkschonend: bei Fußball oder auch Tennis wird oft schnell die Richtung gewechselt und immer wieder abgestoppt und beschleunigt, was die Gelenke stark belastet. Wer bereits an Arthrose erkrankt ist, sollte daher in jedem Fall eine schonendere Alternative wählen: also besser Langlauf als Abfahrtsski, lieber Nordic Walking als Jogging – und ohnehin kein Extremsport.

Die heimliche Gelenkerkrankung

Oft ist Betroffenen aber gar nicht bewusst, dass sie Arthrose haben. Anfangs bleibt sie in der Regel beschwerdefrei, weil der Knorpel keine Schmerzrezeptoren besitzt. Das erste latente Stadium kann sich daher über mehrere Jahre hinweg ziehen, bis Anzeichen wie Ermüdungs- oder Steifigkeitsgefühle hinzukommen. Auch Schmerzen machen sich zu Beginn nur unter Belastung bemerkbar.

Erst nach einer fortgeschrittenen Zerstörung des Knorpels kommt es immer wieder zu Entzündungen des Gelenks, es schwillt an – und schmerzt. Neben einer sichtbaren Schwellung kommen meist weitere Symptome dazu: die betroffene Stelle kann sehr warm werden, spannen oder gerötet sein und auch eine Empfindlichkeit gegenüber Nässe und Kälte ist typisch.

Arthrose ist nicht heilbar

Phasen mit und ohne Symptome wechseln sich in diesem Stadium ab. Das kann über Jahre gehen. Wenn die Zerstörung des Gelenks stark fortgeschritten ist, treten Schmerzen schon bei kleinsten Bewegungen auf oder werden sogar chronisch. Wird die Gelenksteifigkeit auch chronisch, können sich Betroffene nicht mehr frei bewegen.

Nach heutigem Kenntnisstand sind Arthrosen nicht heilbar. Aber: Arthrose kann behandelt werden. Je früher und genauer sie diagnostiziert wird, desto besser sind auch die Therapiemöglichkeiten. Um den Grad der Erkrankung beurteilen zu können, setzen Mediziner auf Röntgenbilder. Um sicher zu gehen, dass es sich wirklich um eine Arthrose handelt, wird zudem oft noch das Blut der Patienten abgenommen. Dadurch kann ausgeschlossen werden, dass eine Erkrankung mit ähnlichen Beschwerdebildern vorliegt – wie beispielsweise Arthritis oder Gicht.

Die Therapie muss zum Patienten passen

Ziel der anschließenden Therapie ist primär die Schmerzreduktion, außerdem sollen die Gelenke so lange wie möglich funktionsfähig bleiben. Welche Behandlung geeignet ist, hängt ganz vom Patienten ab: von dessen Alter, dem Grad der Arthrose, deren Ursache, dem Aktivitätslevel oder auch dem eigenen Anspruch an die körperliche Leistungsfähigkeit, um einige Faktoren zu nennen.

Es gibt sehr vielfältige Behandlungsmöglichkeiten. Generell können mit Physio- oder Ergotherapie gute Ergebnisse erzielt werden. Hinzu kommen Möglichkeiten der Physikalischen Therapie, wie beispielsweise Kälte- und Wärmetherapie, Akupunktur, Massagen oder Hydro- bzw. Balneotherapie. Wichtig ist es außerdem, gelenkbelastende Aktivitäten, zum Beispiel Sport wie Tennis oder extremes Krafttraining, durch schonendere Sportarten zu ersetzen, wie beispielsweise Schwimmen oder Radfahren.

Weniger Gewicht, gleich weniger Belastung

Ein wichtiger Faktor bei der Arthrose ist das Körpergewicht. Übergewichtige können durch Abnehmen für eine Entlastung der Gelenke und damit einer Schmerzlinderung sorgen. Die Framingham-Studie hat zudem gezeigt, dass bei Frauen mit einem erhöhten Body-Mass-Index durch eine Gewichtsabnahme auch das Risiko einer Kniegelenksarthrose reduziert werden kann.

Eine Ernährungsumstellung kann allerdings auch Normalgewichtigen Arthrose-Patienten helfen: am besten ist eine rein vegetarische Diät, denn die in Fleisch enthaltenen Fettsäuren können die entzündlichen Prozesse in den Gelenken beschleunigen.

Operation möglichst vermeiden

Parallel zu diesen Therapien verschreiben Ärzte oft schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente. Ist die Arthrose sehr weit fortgeschritten, können beziehungsweise müssen orthopädische Mittel, wie entlastende Gehhilfen oder auch Prothesen, eingesetzt werden. Eine Operation sollte aber nur dann in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten bereits erschöpft sind.


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