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Sport bei Parkinson

Die Diagnose Parkinson trifft Patienten oft hart. Doch obwohl die Erkrankung nicht heilbar ist, kann man selbst einiges dafür tun, lange beweglich zu bleiben. Für rbb Praxis habe ich mit Prof. Andrea Kühn von der Charité darüber gesprochen, wie Sport bei Parkinson helfen kann.

Parkinson ist eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems. Oft wird Parkinson erst spät erkannt: wenn bereits jahrelang Nervenzellen abgestorben sind und typische Symptome, wie Zittern (Tremor) und Einschränkungen in der Beweglichkeit auftreten. Je früher die Erkrankung bemerkt wird, desto eher kann auch mit einer ganzheitlichen Therapie begonnen werden.


Parkinson-Patienten fehlt es an dem Neurotransmitter Dopamin. Um diesen Mangel auszugleichen, kommen früher oder später Medikamente zum Einsatz. Parallel dazu tragen Physiotherapie und Sport einen wichtigen Teil bei, um die Beweglichkeit der Patienten zu verbessern.

Großes Bewegen mit der BIG-Therapie

Eine speziell für Parkinson-Patienten entwickelte Bewegungs-Therapie hat den Namen BIG, also "groß". "In dieser speziellen Therapie lernen die Patienten ganz bewusst darauf zu achten, große Bewegungen zu machen", erklärt Prof. Andrea Kühn. Sie ist Leiterin der Sektion Bewegungsstörungen und Neuromodulation an der Klinik für Neurologie der Charité.


"Man geht davon aus, dass ein Parkinson-Patient seine Bewegungen größer wahrnimmt, als sie wirklich sind. Um eine Rejustierung vorzunehmen, wird in Einzel- oder Gruppentherapie drei Wochen lang intensiv trainiert, wieder größere Bewegungen zu machen", so Andrea Kühn weiter. Anschließend sollen die Patienten die Übungen alleine zuhause fortführen.

Hauptsache Bewegung?

Grundsätzlich sind verschiedene Formen der Physiotherapie gut für Parkinson-Patienten: Nordic Walking, Taiji, Qigong, Gymnastik oder Yoga helfen beispielsweise, für mehr Beweglichkeit zu sorgen, das Gangbild und das Gleichgewichtsgefühl und die Stabilität zu stärken. "Vergleichsstudien, die an der Parkinsonklinik in Beelitz-Heilstätten durchgeführt wurden, zeigen, dass die BIG-Therapie gegenüber Nordic Walking oder einer normalen Physiotherapie besonders effektiv die Beweglichkeit der Patientinnen und Patienten verbessert", so Andrea Kühn.


"Unterschiedliche Sportarten haben auch unterschiedliche Schwerpunkte und können gut kombiniert werden. Wenn also Bewegung, Ausdauer, Kraft und Gleichgewichtssinn gleichermaßen trainiert werden, ist das gut für die Parkinson-Patienten", erklärt Andrea Kühn. Ein Beispiel: Wenn eine Patientin die BIG-Therapie macht, um die Größe der Bewegung zu verbessern und parallel dazu Taiji praktiziert, kann sie damit zusätzlich etwas für ihre Gangsicherheit und die eigene Balance tun.


"Die Gangunsicherheit tritt zwar meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf, aber es ist gut frühzeitig zu trainieren, um die Balance länger zu erhalten", sagt Andrea Kühn.

Für jeden die richtige Bewegungstherapie

Welche Bewegungstherapien sich gut für einen Patienten eignen, hängt davon ab, welche Symptome besonders in den Vordergrund treten, so Andrea Kühn: "Gegen das Zittern, also den Tremor, kann man mit Physiotherapie nicht so viel ausrichten, wenn vor allem der Gang und das Gleichgewicht betroffen sind, bietet sich Gang- und Gleichgewichtstraining an und wenn die allgemeine Bewegungsverlangsamung im Vordergrund steht, ist vor allem das BIG-Training wichtig."


Typisch für die Parkinson-Krankheit sind Schwankungen der Beweglichkeit im Tagesverlauf. Um das Tagesprofil von Patienten besser ableiten zu können, werden neuerdings auch sogenannte Wearables eingesetzt, also quasi Fitness-Uhren, die auch den Tremor und die Beweglichkeit messen können. Ab Sommer gibt es die auch in der neuen Parkinson-Tagesklinik der Charité, dort sollen speziell für Parkinson-Patienten geeignete Bewegungstherapien wie BIG und Taiji angeboten werden.



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