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Zöliakie: Kein Brot, kein Bier?

Ob Weizen, Pils oder Doppelbock – so unterschiedlich die Biere schmecken, haben sie doch eines gemeinsam: Sie werden mit Gerste und Weizen gebraut und sind für alle mit Glutenunverträglichkeit nicht geeignet. Normalerweise...

Wer eine Laktoseintoleranz hat, kann vor dem Verzehr von Milchprodukten auch mal eine Laktase-Tablette einnehmen, um den Bauchschmerzen oder dem Durchfall vorzubeugen. Bei Glutenunverträglichkeit gibt es aber keine Gegenmittel. Menschen, die unter Zöliakie leiden, bleibt nur der konsequente Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel, um die chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut in Schach zu halten.

Auch Bier enthält Gluten. Meistens zumindest. "Die Fermentierung läuft nie 100 Prozent gleich ab, daher kann es vorkommen, dass beim Brauprozess auch Gluten abgebaut wird", erklärt Bianca Maurer, Pressesprecherin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft, rbb Praxis. Es könne daher passieren, dass bei einer einzelnen Charge eines normalen Bieres der Glutengehalt unter dem von der EU festgelegten Grenzwert liege. Grundsätzlich gelte aber: "Glutenhaltige normale Biere sind für Zöliakiebetroffene ungeeignet", so Maurer weiter.

Pombe: mehr Brei als Bier

Nach dem deutschen Reinheitsgebot besteht Bier aus Wasser, Hopfen, Hefe und Malz. Letztere wird hergestellt aus Gerste oder Weizen, sprich glutenhaltigen Getreiden. Aber Bier kann auch aus anderen Pflanzen gebraut werden: aus Mais, Hirse, Reis, Soja, Sorghum oder Buchweizen zum Beispiel.

International betrachtet hat glutenfreies Bier sogar eine lange Tradition: Das südafrikanische Volk der Xhosa braut Bier aus Mais, das den Namen Umqombothi trägt. Das ostafrikanische Pombe-Bier wird dagegen hauptsächlich aus Bananen und Hirse hergestellt - die Konsistenz ist sehr dick, fast breiartig. Auch im Sudan gibt es ein Bier aus Hirse, Merisa genannt.

Glutenentzug mit Enzymen

All diese Biere unterscheiden sich im Geschmack und oft auch der Konsistenz sehr stark von den Bieren, die es in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt. Westliche Brauereien, die sich auf die Herstellung von glutenfreiem Bier spezialisiert haben, versuchen dagegen möglichst nah an das konventionelle Original heranzukommen.

Das Ersetzen von Gerste und Weizen durch glutenfreie Zutaten ist aber nur eine von mehreren Möglichkeiten, glutenfreies Bier herzustellen. Eine andere besteht darin, dem fertig gebrauten Bier das Gluten wieder zu entziehen. Dies geschehe mittels Enzymen und sei "absolut schonend", erklärte Susanne Horn, Generalbevollmächtigte von Lammsbräu rbb Praxis. Die Brauerei stellt mit diesem Verfahren Pils- und Weizenbier her. Durch die Enzym-Methode bleibe auch der typische Biergeschmack erhalten, so Horn von der Brauerei Lammsbräu weiter.

Bier aus glutenfreier Gerste

Daneben gibt es auch Biere, die mit glutenfreier Gerste gebraut werden. "Das ist eine spezielle Züchtung mit einem extrem geringen Glutengehalt", erklärt Bianca Maurer, Pressesprecherin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft, rbb Praxis. Ganz glutenfrei ist das Bier, dem das Gluten entzogen oder das mit der speziellen Gerste gebraut wurde, genau genommen nicht. In der Regel bleibt ein sehr geringer Anteil an Gluten im Bier zurück.
Solange die Menge an Gluten in einem Lebensmittel unter zwei Milligramm pro 100 Gramm liegt, gilt dieses laut EU-Richtlinie jedoch als glutenfrei und darf die durchgestrichene Ähre auf dem Etikett tragen - ein Siegel der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft für glutenfreie oder -arme Lebensmittel.

Wer mit den Bieren im Handel nicht zufrieden ist oder ein bisschen mit dem Geschmack experimentieren will, kann sich auch selbst im Bierbrauen probieren - mit glutenfreien Craft-Beer-Kits geht das sogar in der heimischen Küche.


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