Die Stadt ist fremd, der Campus überfüllt und wo genau ist Hörsaal B320? Der Anfang an der Uni ist schwer. Doch in jüngster Zeit haben Hochschulen ihre Programme für Erstsemester ausgebaut. So gelingt Uni-Neulingen der Start.
Die Studienzulassung liegt auf dem Tisch, schwarz auf weiß steht es da: Der nächste Lebensabschnitt beginnt - die Zeit an der Universität oder der Hochschule. Eine unsichere Phase für viele angehende Studierende. Deren Anzahl wächst. Nach Angaben des Portals Statista wird sie an den Hochschulen der Bundesrepublik für das Studienjahr 2018/2019 circa 509 000 betragen - so weit die Prognose. Zum Vergleich: Im Jahr 2008/2009 begannen knapp 397 000 junge Menschen hierzulande ein Studium.
Am besten übt man sich schon vor Beginn der Vorlesungen in Selbstverantwortung. Nachdem sie die Zulassung zur Hochschule und das Einladungsschreiben zu den Einführungsveranstaltungen erhalten haben, sollten sich künftige Studenten über die Homepages der Hochschulen näher informieren: Häufig finden sich dort PDF-Dokumente mit Informationen zu ersten Anlaufstellen für Anfänger oder zu Vorbereitungsseminaren. Das ist insbesondere für diejenigen wichtig, die sich zum ersten Mal für eine akademische Ausbildung einschreiben. Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung werden Studienanfänger an Hochschulen immer jünger: Im Wintersemester 2017/2018 lag ihr durchschnittliches Alter bei 19 Jahren. Im Wintersemester 2007/2008 betrug das Durchschnittsalter noch 21,3 Jahre.
Lina Walter war 2018 eine der sogenannten Erstis. Die 24-Jährige studiert Onlinekommunikation an der Hochschule in Darmstadt und erinnert sich noch gut an das kribbelige Gefühl der Anfangszeit: "Vor meinem ersten Tag in der Uni war ich wirklich aufgeregt und nervös. Es war ein bisschen wie in der Schule: Wer sind die Leute, mit denen man die nächsten Jahre verbringen wird? Wie wird mein Stundenplan aussehen?", beschreibt die Studentin ihre Empfindungen und Gedanken. Ihre Lektüre für die Zeit vor der Einführungswoche: der "Studienbegleiter 2018", den ihre Hochschule in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) online herausgibt. Darin finden sich jede Menge Fakten zur Hochschule, Wissenswertes zur Organisation des Studiums, Ansprechpartner, Internetadressen sowie wichtige Semestertermine.
Eine der wenigen Gemeinsamkeiten der circa 430 privaten und staatlichen Hochschulen in Deutschland ist die Einführungswoche, die zunächst aus allerlei Informationsveranstaltungen besteht. Veranstaltungen wie Begrüßungspartys oder Campus-Rallyes, wie auch Lina Walter in Darmstadt sie erlebt hat, lockern die zahlreichen aufeinanderfolgenden Vorträge auf. Die Universität Erfurt, die mit 26 Bachelor-Studiengängen zu den kleineren Hochschulen Deutschlands gehört, nennt diesen Teil der Einführungswoche das "Kennenlernen der Kultur- und Kneipenszene". Soll heißen: Studierende zeigen den Anfängern, wo es sich am besten leben, genießen und feiern lässt.
Um den jungen Menschen den Start ins Studentenleben zu erleichtern, haben sich die Mitarbeiter der Erfurter Uni einiges ausgedacht: Stadtführungen, gemeinsames Konzipieren der Stundenpläne, Einführung in die Bibliothek, Vorstellung der Beratungsstellen oder eine "Ersti-Facebookgruppe". An der Gestaltung des Konzepts für die Einführungswoche wirken verschiedene Bereiche der Hochschule mit: "In der Vorbereitung der Erstsemesterwoche arbeiten vor allem das Dezernat Studium und Lehre, das Internationale Büro und die Hochschulkommunikation eng zusammen", erklärt die Leiterin der Hochschulkommunikation, Carmen Voigt, die Verantwortlichkeiten. In Erfurt organisiert die Universität auch den Dialog der älteren Semester oder Dozenten mit den Anfängern: "Unsere studentischen Campus-Spezialisten stehen via Facebook oder persönlich für Fragen zur Verfügung. Außerdem wird jedem Erstsemester ein Professor oder Dozent als Mentor zugewiesen, der ihn während seines gesamten Studiums begleitet und Ansprechpartner bei Problemen ist."
Mehr Angebote als früherDie dennoch oft auftretenden Startschwierigkeiten beobachten die Mitglieder der Organisation Asta an der Universität zu Köln jedes Jahr aufs Neue, sehen aber auch eine Verbesserung: "Für die Erstis ist es insgesamt leichter und transparenter geworden, in das Studium zu starten. Es gibt eine Menge von Angeboten, die von der Zentralen Studienberatung, den Fachberatungen, Fachschaften und der Asta weiterentwickelt wurden. Erstis haben eher Schwierigkeiten, mit der Informationsflut umzugehen, als zu wenige Informationen zu erhalten", erklärt Florian Puttkamer, Sprecher des Kölner Asta.
Wie viel Eigeninitiative man zeigen müsse, variiere von Studiengang zu Studiengang. Je nach Fachschaft sei das Einführungsprogramm unterschiedlich. "Selbstverständlich gestaltet sich der Start in das Unileben nicht immer einfach, besonders, weil man etwaige Strukturen noch nicht gewohnt ist." Der Ansatz der Astas in Deutschland ist deswegen vielerorts, die Studierenden auf ihrer Webseite und mit persönlichen Beratungen und Hintergrundinformationen zu versorgen. In Köln agiert der Asta während der Einführungswoche im Hintergrund und überlässt die restliche Organisation den Fachschaften, damit die Anfänger diese direkt kennenlernen.