Annika Zieske

Redakteurin & Autorin, Berlin

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Augustin Teboul | Hilker

Als Kind wünschte sich Moderedakteurin Annika Zieske ein rosafarbenes Prinzessinenkeid, ihre Mutter schwatzte ihr aber ein Cowgirl-Outfit auf. Auch die Mode lebt von Phantasie, deswegen macht sich Annika auf der Fashion Week auf die Suche: Prinzessin, Cowgirl oder etwas ganz anderes? 

Wenn man die Entwürfe der beiden Designerinnen Annelie Augustin und Odély Teboul einer Märchengestalt zuordnen müsste, dann wäre es wohl die böse Hexe: Schwarz, wohin das Auge blickt, ganz viel Spitze und lustige Kopfbedeckungen.

Damit haben die beiden schon mal ein Alleinstellungsmerkmal unter den Berliner Designern, die sonst eher der minimalistischen Eleganz huldigen. Auch die Art, wie sie ihre Sachen präsentieren, wollen die Designerinnen selbst entscheiden – wie schon in den vergangene Saisons zeigen sie lieber eine Installation irgendwo in Berlin, statt sich den funktionalen Gegebenheiten im Zelt zu unterwerfen. So diente diesmal die Galerie Thomas Schulte als Gastgeber - lieber Kunst als Kommerz, das wird bei Augustin Teboul immer wieder deutlich. Dass einige Leute im Mode-Business damit nicht wirklich zurecht kommen, zeigt sich an einem zufällig mitgehörten Gespräch von zwei Besuchern: Wirklich vermarkten und produzieren könne man das ja gar nicht. Sobald mehr als nur ein Kleid gefertigt werden müsse, stießen die Kapazitäten der beiden Designerinnen an ihre Grenzen, also warum das Ganze? Der Kritiker bezieht sich darauf, dass Teboul und Augustin tatsächlich auch die Spitze, aus denen manche Outfits fast ausschließlich bestehen, in ihrem Atelier von Hand klöppeln oder häkeln.

Nun ja, man könnte das auch als ziemliches Qualitätsmerkmal betrachten. Die Kollektion überzeugt mit wunderschönen durchbrochenen Pullovern, Lederelementen und ganz viel düsterer Romantik. Die Schlange vor der Tür war jedenfalls ziemlich lang, die Entwürfe von Augustin Teboul scheinen also doch eine ganze Menge von Leuten zu interessieren...

Wir diagnostizieren: Augustin Teboul machen Mode für düstere, aber nicht unbedingt böse Hexen mit Hang zum Einzelstück.

Wichtigstes Element: Spitze. Gehäkelt, geklöppelt, gestickt.

Farben: Schwarz

Publikum: Von jungen Bloggerinnen bis zu alten Pelzmantel-Damen

Voll: Extrem

Musik: experimentelle Violinenklänge

Für Männer: nein

Für Frauen: ja 

 

(azi)

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