Annika Zieske

Redakteurin & Autorin, Berlin

4 Abos und 3 Abonnenten
Artikel

Belgisches Bier statt deutschem Reinheitsgebot

In seiner neueröffneten Bar Herman kredenzt Bart Neirynck an die 100 Sorten Bier aus Belgien.

Das deutsche Reinheitsgebot beim Bierbrauen verlangt, dass nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser ins Bier dürfen. Wieviel Spaß es macht, das nicht ganz so eng zu sehen, kann man seit Anfang des neuen Jahres in der belgischen Bar Herman ausprobieren. Inhaber Bart Neirynck kam vor zehn Jahren nach Deutschland und arbeitete lange als Barchef, bis er sich im letzten Jahr entschloss, es allein zu probieren. Seine neueröffnete Bar am Senefelder Platz hat er nach seinem mittlerweile verstorbenen Deutschlehrer Herman benannt, dessen sympathische Grinsen auch die Karte schmückt.

Hinter der Bar steht ein einschüchternd großes Regal mit Bierflaschen mit bunten Etiketten und fremdländischen Schriftzügen: Moinette Blonde, Saison Dupont, Hoegaarder, die Auswahl ist riesig, rund 100 Biere stehen bereit. Da lässt man sich von Neirynck lieber erstmal die Karte erklären. Am Anfang stehen einige belgische Biere, die ganz klassisch dem Reinheitsgebot entsprechen, zum Aufwärmen sozusagen. Dann geht es weiter in die Untiefen der belgischen Bierkultur. Da gibt es zum Beispiel die Trappistenbiere, die von Mönchen gebraut werden, oder Fruchtbiere, die vor allem mit Kirschgeschmack daherkommen. Die Alkoholpro­zentzahlen schwanken, von 3,5 bis 13 Prozent ist alles dabei. Der besondere Stolz von Neirynck ist "Bière brut", das in einer Champagnerflasche reift.

Und was für Geheimzutaten oder gar Chemikalien kommen nun ins belgische Bier? "In Belgien wird grundsätzlich mit natürlichen Zutaten gebraut. Wir dürfen aber zum Beispiel verschiedene Arten von Hopfen verwenden oder mehr Zucker hinzufügen, um die alkoholische Gärung zu verstärken", erklärt er. Alles ganz harmlos also, und am Ende gibt Neirynck nach dem langen Vortrag noch einen letzten hilfreichen Tipp: "Nimm doch einfach das Bier, bei dem dir der Name am besten gefällt." Wiederkommen und die anderen Sorten ausprobieren kann man ja immer noch.

Text: Annika Zieske

Herman Schönhauser Allee 173, Mitte, tgl. 18-4 Uhr

Zum Original