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US-Experte: „Die EU beugt sich den Wünschen der Autobauer"

VWs werden auch in den USA produziert.

Die Skandale der deutschen Auto-Industrie schlagen auch in den USA Wellen. Nicht nur weil es eine amerikanische Umwelt-Behörde war, die aufdeckte, dass VW-Dieselautos tatsächlich mehr Stickoxide ausstoßen, als sie auf dem Prüfstand vorgeben. Auch weil die USA ein großer Absatzmarkt für deutsche Autos sind, beobachtet das Land die deutsche Autoindustrie.

Zu den Beobachtern gehört das Verkehrswesen-Forschungsinstitut der University of Michigan. Der geschäftsführende Direktor Bruce Belzowski schildert Business Insider die Reaktion auf den Abgasskandal in den USA. Er spricht auch auf Konferenzen und vor dem US-Kongress zu Fragen rund um die Autoindustrie.

„Die US-Hersteller wissen, dass ihre Ingenieure und/oder Manager ebenso versuchen könnten, das System zu betrügen und daraufhin festgenommen werden könnten", sagt Belzowski. Sie würden den Skandal daher genau verfolgen. „Ich denke aber nicht, dass die amerikanische Öffentlichkeit die Ereignisse groß wahrnimmt."

Die US-Hersteller sehen die ungleichen Bedingungen

Die US-Hersteller sehen auch die ungleichen Abgasnormen. Deutsche Autobauer haben den erlaubten Schadstoff-Ausstoß nicht nur illegal, sondern auch legal durch Lobbyarbeit in der EU ausgeweitet. Per Gesetz sind sie gegenüber den amerikanischen Herstellern im Vorteil. Denn die EU lässt auf Bitte der europäischen Hersteller hin einen höheren Stickoxid-Ausstoß als in den USA zu, zum Missfallen der US-Hersteller.

„Die US-Industrie sieht, wie sich die EU den Wünschen der Autobauer beugt", sagt Belzowski. So wurden die Abgasnormen bisher nicht verschärft. „Die US-Industrie sieht auch, dass es ein Schlupfloch gibt. Die europäischen Hersteller können ihre Fahrzeuge in fast jedem EU-Land testen lassen, anstatt von einer zentralen EU-Behörde kontrolliert zu werden." In den USA hingegen sind zwei Umweltbehörde für die Abgasmessung zuständig, in Kalifornien die CARB sowie in den restlichen Staaten die EPA.

Es geht um den Erhalt der Hersteller, trotz unethischen Handelns

Es war die EPA, durch die im September 2015 der VW-Abgasskandal aufgedeckt wurde. Zwei Jahre liegt dies nun zurück. In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass auch Audi und Porsche betrogen haben. Den USA geht es jedoch nicht um hohe Strafen. „Wie auch die EU, will die US-Regierung die Hersteller weiterhin geschäftsfähig halten", sagt Belzowski. „Die Regierung will nur, dass sie ethisch handeln, ihre Fehler eingestehen und nicht versuchen, die Regeln zu umschiffen."

Die Manipulationen haben laut einer Studie enorme Folgen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Das Massachusetts Institute of Technology veröffentlichte 2015 Forschungsergebnisse, demnach von 2008 bis 2015 durch manipulierte VW-Dieselautos in den USA Gesundheitskosten von 450 Millionen US-Dollar angefallen sind. Durch die erhöhte Schadstoffbelastung werden laut der Studie 60 Menschen frühzeitig sterben. Zudem könnten Menschen an einer chronischen Bronchitis erkranken.

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