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Yvonne Warmbier will „Fashion Hero" werden | shz.de

Yvonne Warmbier lebt und arbeitet in Berlin, ist aber immer wieder in der Busdorfer Heimat zu Besuch. Foto: ProSieben/ Richard Hübner

Yvonne Warmbier geht mit ihrer Zunft hart ins Gericht: Eigentlich sei die Modebranche eine dreckige Branche, sagt sie und spielt damit auf die Arbeitsbedingungen in der Herstellung und den mangelnden Umweltschutz an. Als Modedesignerin möchte die gebürtige Schleswigerin dem entgegenwirken. „Made in China" steht auf keinem ihrer Produkte. Die Stoffe werden in Europa produziert und von einer Schneiderin in Berlin verarbeitet. Dorthin hat es die 32-Jährige vor einigen Jahren verschlagen.

Nachdem sie in Busdorf aufwuchs und einen Abschluss an der Dannewerk-Realschule machte, ließ sich Yvonne Warmbier bei der Bundeswehr zur Verwaltungsfachangestellten ausbilden. Eine Kopfentscheidung. Dem Bauchgefühl folgte sie acht Jahre später, als ihr klar wurde: „Wenn mich das nicht glücklich macht, bringt das nichts." Schon während der Bundeswehrzeit hatte sie fotografiert und Mal- und Zeichenkurse belegt, um ihre Kreativität auszuleben. Mode interessierte sie immer sehr, deshalb entschloss sie sich für das Modedesign-Studium in Hamburg und verließ die Heimat als eine Art Exotin. „Ungewöhnlich" sei das für Schleswig gewesen, erzählt Warmbier heute. Nicht selten wurde ihr von dieser „brotlosen Kunst" abgeraten, aber nach acht Jahren in einem Job, der sie nicht erfüllte, stand ihre Entscheidung fest. „Wenn man etwas mag und mit Leidenschaft da rangeht, dann klappt das", war ihre Überzeugung, in der sie sich heute bestätigt sieht.

Nach dem Studium machte sich Warmbier in Berlin selbstständig, gründete ihr eigenes Mode-Label, entwarf sogar ein Outfit, das in der italienischen Ausgabe des Modemagazins „Vogue" veröffentlicht wurde und ist aktuell in der Pro7-Show „Fashion Hero" mit Claudia Schiffer zu sehen. Von dem Supermodel darf sich Warmbier dann auch Komplimente anhören wie: „Die Kollektion passt gut zusammen und zu dir. Du hast alles richtig gemacht."

In der Show stehen nämlich nicht die Models im Mittelpunkt, sondern die Kleidungsstücke, die Nachwuchs-Designer in der Sendung entwerfen. Im Fall von Yvonne Warmbier ist das Damenbekleidung im Stil der 50er Jahre: Feminine, elegante Blusen, Röcke und Kleider, häufig mit Petticoat, aber auch figurbetonte Bleistiftkleider finden sich in ihren Kollektionen wieder. Preislich liegen die Stücke meist zwischen 200 und 350 Euro − bedingt durch die fair gehandelten Stoffe und die Handfertigung. Seit Warmbier jedoch in der TV-Show erfolgreich ist, werden einige ihrer Entwürfe in Serie produziert und sind beim Online-Versandhandel Asos und bei Karstadt für erschwinglichere Preise erhältlich. Die Chef-Einkäufer der Modehäuser bieten nämlich während der Show auf die Kollektionen der Designer. Der Einkäufer mit dem höchsten Gebot sichert sich die Verkaufsrechte. Heute Abend ab 20.15 Uhr entscheidet sich, ob Warmbier sich auch unter den letzten zehn Kandidaten weiter durchsetzen und ihre Produkte an die Modehäuser verkaufen kann.

Ob dem so sein wird, weiß die Wahl-Berlinerin natürlich schon, schließlich wurde die Show im April und Mai abgedreht. Trotzdem wird Warmbier, wie in den vergangenen Wochen, mit ihren Freunden vor dem Fernseher sitzen und die Sendung verfolgen. „Das ist jedes Mal spannend", sagt sie. Die Teilnehmer wissen nämlich nicht, wie die Sendung geschnitten wurde, und hatten im Frühjahr vor lauter Zeitdruck auch kaum die Möglichkeit, die Arbeit der Mitbewerber zu verfolgen.

Im Vorhinein hatte Warmbier mit großem Konkurrenzdruck während des Drehs gerechnet und damit, „dass vielleicht mal die Scheren fliegen", sagt sie augenzwinkernd. Aber das Gegenteil war der Fall: Die Designer halfen und motivierten sich gegenseitig, von „Klassenfahrt-Stimmung" spricht Warmbier im Nachhinein und vermisst ihre neuen Kollegen bereits sehr.

Aber trotz der guten Stimmung untereinander waren die Dreharbeiten hart: Zeitdruck, Schlafmangel und die Distanz zum Zuhause in Berlin haben es Warmbier schwer gemacht, jedes Mal auf Abruf kreativ zu werden. „Normalerweise sitze ich viel länger an den Entwürfen. Aber bei ,Fashion Hero' konnte ich nicht 150 Prozent geben wie sonst, da mussten auch schon einmal 80 Prozent reichen." In den ersten Shows konnte die Schleswigerin aber auch mit diesem Einsatz punkten, erhielt nicht nur vor der Kamera positive Rückmeldungen, sondern auch später unterstützende Zuschriften von − teils neu gewonnenen − Fans ihrer Arbeit. „Das ist die Chance", resümiert sie und blickt gespannt auf den nächsten Schritt ihrer Karriere: Am Freitag eröffnet Yvonne Warmbier ihr Atelier in Berlin-Friedrichshain.


von Anne Welkener erstellt am 30.Okt.2013 | 18:28 Uhr

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