Osnabrück. Sie rezitiert, er trommelt: Mit ihrem Programm „Peng Peng Peng!" brachten Nora Gomringer und Philipp Scholz einen grandiosen Lyrik- und Schlagzeug-Abend nach Osnabrück.
Ja, warum eigentlich nicht am Ende alles zusammenfassen? So wissen auch diejenigen, die während der Lesung nicht aufgepasst haben, um was es ging. Nora Gomringer macht das wahr. Zumindest kündigt sie zum Finale ihres Auftritts eine Zusammenfassung an. „Was wirklich geschieht", so der Titel des Abschlussgedichts, ist aber die lyrische und lautmalerische Aufarbeitung einer Klischee-Lesung. Und die haben Gomringer und Schlagzeuger Philipp Scholz sicher nicht abgeliefert.
Nein, was die beiden unter dem Titel „Peng Peng Peng!" auf die Bühne bringen, ist aufregender als das Seufzen und Wassertrinken des Dichters und das „Hüstelhusten" des Publikums in Gomringers Gedicht. „Lesung" ist hier ohnehin nur die halbe Wahrheit. Schließlich wird die Sprache durch das Schlagzeug rhythmisch unterlegt.
(Weiterlesen: Nora Gomringer im Interview über das Programm „Peng Peng Peng!" und den Bachmann-Preis) Sprache klingt wie MusikUnd dann ist da Nora Gomringer selbst, die nicht nüchtern ihre Texte wegliest. Ihr Vortrag ist ein Ereignis für sich. Sie spielt mit Schnelligkeit und Dynamik, wird mal laut und dann ganz sanft und nachdenklich. Und wenn sie ein Wort wie „Perfektion" lautmalerisch in seine Bestandteile zerlegt, klingt das auch im übertragenen Sinne wie ein Gedicht - eben so schön wie Musik.
Die Bachmann-Preisträgerin und Philipp Scholz haben für diesen Auftritt nach einem Bezug zu Osnabrück gesucht. Und ihn eher indirekt in einer Variante über die Bremer Stadtmusikanten gefunden. Die Stadt liegt nicht weit entfernt. Dabei gibt einen anderen Bezug: Friedrich Vordemberge-Gildewart und die Konkrete Kunst.
(Weiterlesen: Nora Gomringer gewinnt Bachmann-Preis) Abwechslungsreich und unterhaltsamNicht nur, dass der in Osnabrück geborene Künstler Patenonkel von einem der sieben Halbbrüder Nora Gomringers war. Ihr Vater Eugen Gomringer gilt als Erfinder der Konkreten Poesie. Ein Einfluss, der auch den Gedichten seiner Tochter anzuhören ist.
Allerdings kommen noch eine Reihe anderer Inspirationen dazu, wie die Fremdtexte zeigen, die von Heinrich Heine bis zu Selma Merbaum-Eisinger reichen. Ersterer wird in der rhythmischen Intonation fast zum Rap. Letztere singt Gomringer mit einer von Philipp Scholz komponierten Melodie vor. Überhaupt der „Herr Scholz", wie Nora Gomringer ihn vorstellt, der trägt mit seinem facettenreichen Schlagzeugspiel zum Erfolg des Abends bei.
Kaum zu verstehen, dass der Spitzboden nicht mal zu einem Drittel besetzt ist. Texte vorzutragen ist ohnehin eine Kunstform für sich. Bei diesen beiden ist sehr abwechslungsreich und unterhaltsam.