Sommer 2004: In einer Berliner Oberschule, die nach einem Marxisten
benannt ist, nicken dreißig Sechstklässler zum dumpfen Beat von »In da
Club«. Im Musikunterricht, nicht auf dem Schulhof. Einer von ihnen,
glühender Fifty-Fan, rappt sich an der Tafel mehr schlecht als recht
durch die Strophen, der Plan ist, dass wir anderen zum Chorus mit
einsteigen. »You can find me in the club« kriegen wir noch hin, was »the
X« ist, die der Rapper den Mamis anbietet, bleibt bis zum Schluss der
Stunde unklar, ebenso, was eine »bottle full of bub« sein soll. Trotzdem
leihe ich mir in der Pause »Get Rich Or Die Tryin’« – und übe zu
Hause so lange, bis ich ebenso süffisant spitte wie Fifty… Ohne das
Album wäre ich wohl nie auf Gangstarap und damit zu einem gesunden Maß
an Selbstüberschätzung gekommen. Auf das ungesunde Maß an sexueller
Verfügbarkeit und das fragliche Frauenbild hätte ich zwar gern
verzichtet. Andererseits wäre dann auch die Flucht in den Conscious Rap
ausgeblieben, genauso wie die heilsame Selbstreflektion und die
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Popkultur, Identität und
Stereotypen. G-G-G-Gender Studieees!
Beitrag zum 15-jährigen Bestehen des HHV-mags
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