Unter dem Hashtag #vonhier
schilderten Deutsche mit Migrationsgeschichte seit Wochen auf Twitter
Situationen, in denen sie auf unangenehme Weise nach ihrer Herkunft
gefragt werden. Angestoßen hatte die Debatte die Journalistin und
Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher Ferda Atamann. Eine
eindeutige Antwort auf die Frage, ob das Erkundigen nach den Wurzeln
schon diskriminierend ist, gibt es sicher nicht, es kommt dabei auch auf
den Kontext an.
Leider nehmen aber auch eindeutig rassistische Anfeindungen und Drohungen wieder zu. Davon zeugte zuletzt die #MeTwo-Debatte,
bei der unzählige Betroffene von fremdenfeindlichen Kommentaren im Netz
und im Alltag berichteten. Klar ist, dass diese immer zu verurteilen
sind. Fest steht aber auch, dass Journalistinnen und Journalisten
besonders im Fokus der Öffentlichkeit stehen und deshalb
überdurchschnittlich mit Hass und Hetze konfrontiert sind. Und ganz
besonders trifft das eben zu, wenn sie dazu noch anders aussehen, als
der deutsche Durchschnittsjournalist.
Es ist gut, wenn sich Betroffene auf Twitter selbst Gehör verschaffen. Sie brauchen aber auch unser aller Solidarität und mediale Sichtbarkeit.
In einer Resolution haben wir im DJV klar gestellt,
dass bei Rassismus gegen Medienschaffende nur eine
Null-Toleranz-Politik gelten kann, verbunden mit der Forderung, dass die
Vielfalt der Gesellschaft sich in der medialen Berichterstattung
spiegeln muss. Laut dem statistischen Bundesamt hat in Deutschland etwa
jede*r vierte Einwohner*in eine Migrationsgeschichte. In den
Redaktionen sind es drei bis vier Prozent. Die Netzdebatten und die
Zahlen zeigen: Noch sind wir von beiden Zielen weit entfernt.
Ein Kommentar von Anna-Maria Wagner
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