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WortSchatz: Quarantäne - Praxis

Foto: Anna-Lena Schlitt


Zwei Wochen Quarantäne empfiehlt das Robert Koch-Institut nach einem Risikokontakt oder der Rückkehr aus einem Corona-Risikogebiet. Zwei Wochen Isolation, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, ohne Kontakt oder Gang nach draußen. Zwei Wochen, über die die Seeleute des 14. Jahrhunderts wohl nur müde gelächelt hätten. Denn kehrten sie nach langer Reise in Gegenden, in denen eine ansteckende Krankheit grassierte, in den heimischen Mittelmeerhafen zurück, hieß es vor Landgang erst einmal: Isolation auf dem Schiff - und zwar für ganze 40 Tage. Die Zahl, die der Quarantäne ihren Namen gab.

Vierzig heißt auf Lateinisch quadraginta; der Volksmund formte dies zum vulgärlateinischen quar(r)anta. Im Italienischen entstanden, daran angelehnt, für den Zeitraum der Isolation die Begriffe quarantena beziehungsweise quarantina; das Französische bildete quarantaine. Im 17. Jahrhundert gelangte das Wort schließlich ins Deutsche, zunächst noch als Quarantaine, später wurde es zu Quarantäne eingedeutscht.

Die Aussprache des Begriffs ist immer noch seiner französischen Herkunft geschuldet. Statt das wortanfängliche <qu> wie im Deutschen gewohnt als [kv] zu formen, sollte es [k] lauten - wie bei Queue und Quiche. Das machen aber nicht alle, besonders in Österreich wird meistens das [kv] genutzt.

Warum eigentlich 40 Tage? Die Zahl wurde wohl weniger aus medizinischen Gründen gewählt, sondern in Anlehnung an die Bibel: Jesus verbrachte demnach 40 Tage betend und fastend allein in der Wüste. Die Seeleute hingegen verlebten die Quarantäne zu Wasser; auf ihrem Schiff, an eigens dafür vorgesehenen Anlegeplätzen.

Kontakte zu vermeiden, das wusste man bereits damals, ist im Seuchenfall das A und O. Deshalb setzte auch die Seefahrt seit dem 18. Jahrhundert vermehrt auf kontaktlose Kommunikation: Bestand Seuchenverdacht, hisste die Mannschaft eine leuchtend gelbe Quarantäneflagge, die sogenannte Signalflagge Q. Das gilt sogar bis heute. Doch Achtung! Wer nur die gelbe Flagge hisst, sagt: "An Bord alles gesund." Erst zusammen mit einer weiteren Flagge, dem 1. Hilfsstander, bedeutet sie: "Mein Schiff ist seuchenverdächtig."

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