Angelika Lensen

Freie Autorin/Journalistin, Roermond

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Warum sind Pandabären schwarz und weiß?

Der große Panda oder auch Riesenpanda ist mit seinem unverwechselbaren schwarz-weißen Fell eines der am besten erkennbaren Tiere auf unserem Planeten. Doch hat diese hübsche und einzigartige Fellfarbe auch einen Nutzen?

Wissenschaftler meinen, dass die Pandas sich mit dieser Fellfärbung besonders gut vor Feinden verstecken können: sowohl im Schnee als auch im Schatten. Außerdem sollen die großen schwarzen Ringe rund um die Augen anderen Pandas dabei helfen, Artgenossen zu erkennen. "Zu verstehen, warum der Riesenpanda eine so auffällige Färbung hat, war ein langjähriges Problem in der Biologie, das schwierig zu bewältigen war, weil eigentlich kein anderes Säugetier dieses Erscheinungsbild hat und Vergleiche damit schwierig sind", sagt der Hauptautor der Studie, Tim Caro von der University of California in Davis.

Für ihre Forschungen untersuchten Caro und seine Kollegen Fotos von Pandas und 195 anderen Fleischfresserarten, einschließlich 39 Unterarten der Bären. "Der Durchbruch bei den Forschungen gelang, als jeder Körperteil als unabhängige Region betrachtet wurde", erklärt Caro. Das Forschungsteam versuchte, die dunklen Fellregionen mit verschiedenen ökologischen und umweltbedingten Faktoren in Verbindung zu bringen, um ihren Zweck herauszufinden.

Nach vielen Vergleichen, stellten die Wissenschaftler fest, dass die weißen Stellen des Riesenpandas, also Gesicht, Hals, Bauch und Rumpf, tatsächlich helfen, sich im Schnee zu verstecken. Im Gegensatz dazu sorgen die schwarzen Beine dafür, dass der Panda im Schatten unsichtbar bleibt.

Die Färbung des Pandas hat nichts mit Temperaturregulierung zu tun. Sie ist auch keine Störfärbung, eine Art der Tarnung, bei der die Markierung eines Tieres nicht mit der Körperform übereinstimmt. Die Forscher fanden auch keinen Beweis, dass die dunklen Augenringe des Pandas Blendung durch Licht reduzieren.

Es ist möglich, dass die Farbe des Pandas ein Ergebnis seiner eingeschränkten Ernährungsweise ist. Pandas sind dafür bekannt, sich fast ausschließlich von Bambus zu ernähren. Doch eigentlich fehlen ihnen die entsprechenden Darmbakterien, um die zähe Pflanze zu verdauen, wie 2015 in einer Studie im Fachjournal "mBio" berichtet wurde. Vielmehr haben Pandas noch Darmbakterien, die an ihre fleischfressenden Bärenvorfahren erinnern.

Weil die Bambus mampfenden Pandas derart wenig Nährstoffe und Kalorien aus der Pflanze erhalten, können sie nicht genug Fett speichern, um Winterschlaf zu halten, erklären die Forscher. Daher muss der Panda das ganze Jahr über aktiv bleiben, lange Strecken zurücklegen und durch unterschiedliche Lebensräume wandern: von verschneiten Bergen bis zu tropischen Wäldern - alles nur, um mehr Bambus zu finden.

"Wir nehmen an, dass - weil der Panda unfähig ist, genügend schnell das Fell zu wechseln, um sich jedem Hintergrund anzupassen - er als Kompromiss sein weißes und schwarzes Fell entwickelt hat", schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Behavioral Ecology" (DOI: 10.1093/ beheco/arx008). Dennoch sagen die Forscher, dass die schwarzen Markierungen auf dem Kopf des Pandas nicht zur Tarnung vor Feinden genutzt werden, sondern zur Verständigung. Die schwarzen Ohren des Bären können dabei helfen, Aggressionen auszudrücken und potenzielle Angreifer abzuschrecken. Darüber hinaus sollen die dunklen Augenflecken den Bären helfen, einander zu erkennen oder Feindseligkeit gegen Panda-Konkurrenten signalisieren.

"Das war eine echte Herkules-Aufgabe für unser Team, Tausende von Fotos und mehr als zehn Regionen pro Bild zu finden von mehr als zwanzig möglichen Farben", berichtet der Co-Autor der Studie Ted Stankowich von der California State University in Long Beach. "Manchmal braucht es Hunderte von Stunden harter Arbeit, um zu beantworten, was die einfachste Frage zu sein scheint: Warum ist ein Panda schwarz und weiß?"

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