Dass New Balance in Sachen Qualität unter den Sneakerbrands kaum jemand das Wasser reichen kann - geschenkt. Weiß eh' jeder, der schon mal ein Paar der in den USA oder in Großbritannien hergestellten Modelle an den Füßen hatte. Aber das reicht den Herrschaften offensichtlich nicht, und so arbeiten sie in regelmäßiger Unregelmäßigkeit mit Marken zusammen, die das ganze Qualitätsding noch mal auf ein ganz anderes Level hieven. Die Collabo mit dem britischen Schuhmacher Grenson haut in diese Kerbe.

Der Londoner Traditions-Schuhmacher und die Bostoner Laufschuh-Experten haben sich 2016 - zum 150-jährigen Bestehen der Firma Grenson - den 576 vorgeknöpft. Unter dem Motto „One Shoe, two Factories" wurde in den Fabriken in Flimby und Northamptonshire gemeinsam eine auf 800 Paar limitierte Version des Schuhs aus feinstem italienischen Kalbsleder erarbeitet, der vom Aufbau her noch klar dem Laufschuh entsprach, aber in seiner Materialwahl und dem Detailing schon mal eine deutliche Brücke zum Brogue-Herrenschuh schlug.

Jetzt, genau zwei Jahre danach, gehen Grenson und New Balance mit Phase zwei ihrer Zusammenarbeit an den Start und zementieren diesen Brückenschlag mit drei weiteren Interpretationen des 576 - zwei für Herren und eine für Damen. Gewinner aus diesem Pack ist aus meiner Sicht ganz klar die Version, die die Idee „Sneaker trifft Anzugschuh" noch ein Stück weiterdreht. Denn an die braune Nubuck-Version haben die Jungs nicht nur Details aus genarbtem Glattleder geschraubt, sondern auch noch eine einteilige weiße „Goodyear-Welted"-Sohle druntergepackt, die den Schuh noch deutlicher in die Herrenschuh-Ecke hievt. Das ergibt dann aber keinen halbgaren Hybrid, der irgendwie weder Fisch noch Fleisch ist - wie etwa beim NB 1400 x Invincible - sondern ein stimmiges Paar Schuhe, bei dem lediglich die Sohlenpartie etwas zu klobig geraten ist.

Näher am Ausgangsmodell und daher vielleicht für Traditionalisten noch akzeptabler bleibt die Version, bei der die einzelnen Bestandteile des 576 in schwarzes sowie hell- und mittelbraunes Leder übersetzt und mit Details aus schwarzem Wildleder ergänzt wurden. Das Ganze sitzt schließlich auf der typischen C-Cap-Zwischensohle und einer Gum-Außensohle und ergibt umterm Strich eine nach allen Regeln der Schuhmacherkunst aufgepeppte Reinterpretation des New-Balance-Klassikers.

In eine ähnliche Kerbe haut auch der Damenschuh, der sich ebenfalls nahe am Originalvorbild orientiert, hier aber in einem reduzierten Colorway aus braun und weiß daherkommt. Zusammen mit einem weißen „Kiltie" aus Leder über der Schnürung, einem Element, das man vom klassischen Loafer kennt, sieht das Ganze dann aber schon arg nach Golfschuh aus. Man sieht die Dame von Welt darin förmlich über das Grün schreiten, darüber sinnierend, welches Eisen für den nächsten Schlag wohl das geeignete sei. Wer's etwas weniger sophisticated mag, dem sei aber gesagt, dass der Kiltie abnehmbar ist und der 576 dann auch seiner Sneaker-DNA wieder etwas näher kommt.

Kurz und gut: Wer auf qualitativ herausragendes Handwerk steht und auch mal gerne schickes Schuhwerk tragen will, ohne dabei völlig seinen Turnschuhfimmel zu vernachlässigen, der kann dieses Pack ruhig mal in Augenschein nehmen. Aber er sollte einen gut gefüllten Geldbeutel mitbringen, denn soviel Exzellenz hat natürlich auch ihren Preis: Für die sportliche Version werden 300, für die mit der vernähten Vibram-Sohle 400 Britische Pfund aufgerufen. Wem das zu viel ist, der möge nun aber bitte nicht rumnölen, sondern a) mal den Gegenwert des eingesetzten Materials und die faire Entlohnung traditionellen europäischen Schuhmacher-Handwerks überdenken und b) lächeln über Kiddies, die sich ob solcher Preise entsetzt geben, aber ohne mit der Wimper zu zucken ähnliche Summen für in Asien zusammengelöteten Quatsch zahlen, nur weil den angeblich ein mäßig talentierter Sprechsänger „designt" hat... yeeezus!!!

Die Grenson x New Balance Phase Two Collection ist seit dem 6. Januar bei Grenson, online bei New Balance und in den Flagship Stores beider Marken in London erhältlich. Eine weltweite limitierte Auflage gibt's dann ab dem 20. Januar bei ausgewählten Retailern.

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