Andrea Martini

Freie Redakteurin, Hamburg / Lübeck

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Artikel

Historische Mauern an der Weinstraße

Mehr als ein Jahrhundert war das Hambacher Schloss eine Ruine. Nach umfangreichen Aufbau- und Modernisierungsmaßnahmen ist es heute ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen aus aller Welt.

Als Wiege der Demokratie hat das Hambacher Schloss einst Geschichte geschrieben. Heute gehört es laut der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) zu den Top 100 deutscher Sehenswürdigkeiten und belegt in diesem Ranking Platz 87.

„Hinauf, hinauf zum Schloss!" - so heißt die Dauerausstellung im Hambacher Schloss, die die Entwicklung der Demokratie vom berühmten Hambacher Fest bis in die Gegenwart präsentiert. Dabei ist der Ausstellungstitel durchaus auch allgemeingültig zu verstehen, denn hinauf zum Schloss sollten Besucher der Deutschen Weinstraße auf jeden Fall: Grandios ist der Blick von der Aussichtsterrasse, spannend die Geschichte der alten Mauern.

Eine Burg als Symbol der Demokratie

Im Jahr 1832 erlangte das Hambacher Schloss weit über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit: Damals wurde es vom 27. Mai bis zum 1. Juni zum Schauplatz eines friedlichen Protests von etwa 30.000 Menschen. Die volksfestähnliche Veranstaltung richtete sich gegen die Repressionen, die die bayerische Obrigkeit der pfälzischen Bevölkerung auferlegte, und ging als Hambacher Fest in die Geschichte ein. Seither gilt das Schloss als Symbol für den Kampf um bürgerliche Freiheiten und wird als Wiege der deutschen und europäischen Demokratie angesehen. 2015 verlieh die Europäische Kommission dem Hambacher Schloss das „Europäische Kulturerbe-Siegel" und unterstrich damit seine wichtige Rolle für Europas Geschichte und Kultur.

Von der Bischofsresidenz zur Touristenattraktion

Das Hambacher Schloss verdankt seinen Namen dem Ortsteil Hambach im rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße. Doch es hieß nicht immer so: Unter der Bezeichnung Kästenburg war der historische Bau im Mittelalter eine der bedeutendsten Befestigungen des Stiftes Speyer und diente verschiedenen Bischöfen als Residenz. 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen niedergebrannt, blieb die Burg für lange Zeit eine Ruine. 1842 – und somit zehn Jahre nach dem Hambacher Fest – bekam sie der bayerische Kronprinz Maximilian als Hochzeitsgeschenk. Seither wurde die Burgruine auch Maxburg genannt. Der Wiederaufbau begann, wurde jedoch von der Revolution 1848/49 sogleich wieder unterbrochen – und das für mehr als ein Jahrhundert. Erst in den 1960er-Jahren begannen erste Restaurationsarbeiten. Zum 150-jährigen Jubiläum des Hambacher Festes 1982 präsentierte sich die Schlossanlage schließlich in neuem Glanz. Da dieser jedoch nicht ewig hält, schloss das altehrwürdige Gebäude seine Pforten zwischen 2006 und 2008 noch einmal für umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen. Seither haben weitere Um- und Ausbauten wie etwa der Bau eines Restaurants und eines Besucherhauses sowie die Fertigstellung des Schlossparks dem historischen Gebäudekomplex zusätzliche Attraktivität verliehen.

Moderne Unterhaltung in altem Gemäuer

Das Hambacher Schloss ist nicht allein ein Bau mit Geschichte. Es zählt auch aufgrund seines vielfältigen Kultur- und Freizeitangebots zu einem der begehrtesten Touristikziele in Rheinland-Pfalz. Mit der Ausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“, politischen Diskussionen, klassischen Konzerten, Schauspielen, Kabarett und Kindertheater wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. Führungen, Workshops zu verschiedenen Themen sowie Medien- und Aktivstationen vermitteln die Geschichte in den historischen Mauern des Hambacher Schlosses sehr greifbar.

Das Mercedes-Benz Kundenmagazin stellt in einer Serie die vier regionalen Sehenswürdigkeiten vor, die von mehr als 40.000 internationalen Gästen in die Top 100 der Deutschen Zentrale für Tourismus gewählt wurden. Bisher erschienen: das Schloss Heidelberg und die Altstadt (Platz 2), das Barockschloss Mannheim(Platz 7) und der Dom zu Speyer (Platz 32).


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