Andrea Lütkewitz

Freie (Online-) Redakteurin und Journalistin

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"Kunst im Viertel" im Holländischen Viertel: Für den Imagewandel

Zur Premiere vom "Kunst im Viertel" im Holländischen Viertel in Potsdam kamen 20.000 Besucher. Ein gelungener Auftakt, doch dabei soll es nicht bleiben.


Potsdam - Ist er es? Oder ist er es nicht? So raunt es immer wieder durch die Menschenmenge vor der Galerie Baake. Aber der Mann, der genauso aussieht und singt wie Udo Lindenberg, ist nur dessen perfektes Double. Exe nennt sich der Sänger, der das Original nach eigener Aussage hin und wieder gern vertritt. Zum Beispiel auf der Mittelstraße im Holländischen Viertel, wo an diesem Samstag und Sonntag erstmals das Straßenfest „Kunst im Viertel" stattfindet, organisiert von der Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel e.V..

Die Besucher können bei Live-Musik mit und ohne Lindenberg-Double unter anderem dabei zusehen, wie geschmiedet oder Seife hergestellt wird. Es gibt exotische Köstlichkeiten wie karibische oder niederländische Spezialitäten zu entdecken. Wer will, kann sich vom Alten Fritz in einer Postkutsche die Stadt zeigen lassen oder an einem Street-Art-Wettbewerb teilnehmen. Bei den Anbietern handelt es sich ausschließlich um Kunsthandwerker, Künstler und Gastronomen aus dem Viertel und der Region.

Potsdamer sollen das Holländische Viertel wieder mehr nutzen

Der Markt, der auch in den nächsten Jahren am Tag der Potsdamer Schlössernacht stattfinden soll, richtet sich an deren Besucher, die vor Beginn die Stadt erkunden. Genauso aber sollen die Potsdamer angesprochen werden, sagt Alice Paul-Lunow, Vorsitzende der neu gegründeten Aktionsgemeinschaft. Auf lange Sicht wolle man dauerhaft eine „stärkere Durchmischung" der Besucher des Holländischen Viertels erreichen. Kommen sollen Gäste jeden Alters aus aller Welt, aber auch aus der unmittelbaren Umgebung. Bislang frequentieren die Potsdamer das Welterbe-Quartier eher wenig.

Dabei wachse das Angebot stetig, da immer mehr junge Unternehmer zuzögen, die sich nicht ausschließlich auf ein touristisches Publikum ausrichteten. So wie Regina Reim, Inhaberin des Geschäfts „Wild Oak". Die 29-Jährige wünscht sich, dass die Potsdamer das Viertel wieder stärker als Kiez wahrnehmen: „Leute, kommt her und genießt die schöne Atmosphäre", fordert sie auf. Das Engagement der Aktionsgemeinschaft sei sehr unterstützenswert.

Autofreies Viertel?

Auch bei den Besuchern scheint das Konzept einen Nerv zu treffen: „Ich genieße auf diesem Markt neben dem tollen Angebot aus der Region vor allem, dass das Viertel autofrei ist", sagt Marion Hannemann, die seit 1995 in Potsdam lebt. „Es wäre toll, wenn es immer so wäre." Ein autofreies Holländisches Viertel - auch das gehört zu den Zielen der neuen Aktionsgemeinschaft. Bislang dürfen Anwohner und Händler direkt vor den roten Backsteinhäusern parken.

Am Sonntagabend zieht Alice Paul-Lunow ein positives Fazit der Premiere von „Kunst im Viertel". „Die Resonanz war groß - wir hatten rund 20 000 Gäste." Zudem hätten sich zahlreiche Künstler aus der Region angeboten, beim Fest mitzumachen. Udo Lindenberg allerdings gibt es in der Mittelstraße auch so zu erleben. Der echte Sänger nämlich, der stellt seine Malerei dort in der Galerie Baake aus.



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