Auf dem Bremer Flughafenparkplatz wird ein seit Monaten verlassenes Auto geöffnet, in dem die Kommissare Lürsen und Stedefreund einen abgetrennten Finger finden. Die Spur führt zu Ole Bergener, ehemaliger Chef des Pharmaunternehmens CEBO, dessen Ehefrau Judith ihn seit mehr als acht Monaten nicht gesehen hat. Zu seinem Verschwinden möchte sie sich nicht weiter äußern. Stattdessen flieht sie in eine Affäre mit Peter Kappeler, einem gemeinsamen Freund der Bergeners. Sonderbar, dass Kappelers frühere Frau, Maria Voss, eine erfolgshungrige Pharmareferentin, Ole Bergener in der Nacht seines Verschwindens wiederholt angerufen hat. Schnell wird den Kommissaren klar, dass Voss weit mehr mit dem Vermissten verbindet als eine gemeinsame berufliche Vergangenheit. Schließlich wird auch Bergeners Leiche gefunden, und die Kommissare kommen dahinter, wie skrupellos bei CEBO gearbeitet wird.
Konnten sich die Drehbuchautoren im neuen „Tatort" bei den tatsächlichen Gepflogenheiten im deutschen Pharmahandel bedienen? Wir haben bei Experten nachgefragt.
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Gerichtsmediziner Dr. Katzmann untersucht ein verlassenes Auto auf dem Bremer Flughafenparkplatz: „Inga, hier, wir haben vielleicht den passenden Finger, sorgfältig eingepackt". „Ziemlich lange her das Ganze", so Kommissarin Inga Lürsen. Katzmann: „Der Wagen steht seit acht Monaten hier." (Minute 2/3) Frage 1: Ist es nicht verdächtig, wenn ein Auto über Monate hinweg unberührt auf einem Flughafenparkplatz steht?Antwort von Fr. Hartmann (Fachbereichsleiterin Kommunikation Flughafen Bremen):
An einem internationalen Verkehrsflughafen gibt es neben normalen Urlaubsparkern natürlich auch Langzeitparker, die beispielsweise im Süden überwintern und für diese Dauer ihr Auto im Flughafenparkhaus abstellen. Solange ein Fahrzeug keine offensichtliche Beschädigung oder Auffälligkeit aufweist, fällt es dem Wachpersonal nicht negativ ins Auge.
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Frage 2: Die Frau des Todesopfers verweigert den Beamten Rasierklingen, Haarbürsten oder sonstiges auszuhändigen, weshalb man um eine DNA-Probe des gemeinsamen Sohnes bittet (Minute 7). Eine übliche Methode?Antwort von Nils Matthiesen (Polizei Bremen):
So ein Vorgehen ist grundsätzlich vorstellbar, da ein DNA-Treffer in diesem Fall Bestätigung bringen könnte. Ein Nichttreffer der DNA wäre allerdings auch kein sicherer Ausschluss. Der Vermisste muss ja nicht zwingend der leibliche Vater sein. Die sichere Methode bei unbekannten männlichen Vermissten ist das Herantreten an die Vorfahren, im Idealfall die Mutter.
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Frage 3: Kommissarin Lürsen teilt der Frau des Todesopfers den genauen Todeszeitpunkt mit (Minute 20). Als man die Leiche findet, war sie jedoch schon acht Monate lang in einer Metallkiste unter Wasser versenkt. Kann man unter diesen Umständen eine exakte Aussage über den Todeszeitpunkt treffen?Antwort von Dr. med. Olaf Cordes ( Leitender Oberarzt am Institut für Rechtsmedizin in Bremen):
Es gilt die grobe Faustregel: Je länger der Tod zurückliegt, desto schwieriger ist es, den exakten Todeszeitpunkt festzustellen. Das beginnt schon nach drei, vier Tagen. Da ist die Leichenstarre bereits vollständig gelöst, die Körpertemperatur hat sich außerdem der Umgebung angepasst. Nach Wochen, Monaten ist es für Experten nahezu unmöglich, einen genauen Todeszeitpunkt auszumachen - da kann man sich unwahrscheinlich verschätzen. Normalerweise würde man sich außerdem an bestimmten Anhaltspunkten orientieren, etwa an einer Insektenbesiedlung der Leiche. Dies fällt aber im konkreten Fall weg, da sich die Leiche unter Wasser befunden hat. Das Ganze halte ich also für Blödsinn.
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Ärztin zu den Kommissaren: „Habe ich noch nie erlebt so etwas." (Minute 44) Frage 4: Eine Ärztin zeigt den Kommissaren Videomaterial, dass die Hauptverdächtige bei der Reha zeigt. Fällt das Material nicht unter das Arztgeheimnis?Antwort von Dr. med. P. Melzer (Chefarzt der Orthopädie/Unfallchirurgie, Rehaklinik am Sendesaal Bremen):