In Berlin fand zum 13. Mal die Tech-Konferenz re:publica statt, Emanzipation und Technologie standen im Fokus. EMMA-Redakteurin Alexandra Eul war dort. Sie sprach mit Tech-Expertinnen und Hackerinnen. Und war auf einem Vortrag zur „digisexuellen Revolution".
von Alexandra Eul
Die re:publica 2019 war gerade erst ein, zwei Stunden alt, als Berlins „most inspiring festival for the digital society" zum Schauplatz der Machtverhältnisse wurde, die die Tech-Konferenz seit mehr als einer Dekade benennen und verändern will. Nennen wir es den Steinmeier-Moment. Mit Frank-Walter Steinmeier also hat in diesem Jahr erstmals ein Bundespräsident die re:publica eröffnet, das ist natürlich was. Und er hatte seine Eröffnungsrede gerade erst beendet, da strömten so einige ZuhörerInnen auch schon wieder hinaus aus dem großen Saal 1.
Bloß: Steinmeier war ja nicht der einzige, der an diesem Morgen eine Eröffnungsrede halten sollte. Die Speakerin, die danach von der Bühne dem Schwarm beim Verschwinden zusah, heißt Nanjira Sambuli. Eine Tech-Expertin aus Nairobi, die nicht nur für die Vereinten Nationen tätig ist, sondern auch mit Tim Berners-Lee zusammenarbeitet. Der gilt gemeinhin als der „Erfinder" des World Wide Webs. Inzwischen hat er eine Stiftung gegründet und dort ist Sambuli für Gleichberechtigungsfragen zuständig, mit einem besonderen Blick auf die Frauenrechte in der digitalen Gesellschaft. Wie es um die steht, war nun also live zu beobachten: Der mächtige, weiße Politiker spricht und alle hören zu. Als die schwarze Frau die Bühne betritt, verlässt ein Teil des Publikums den Saal.
Die Speakerin nahm es gelassen. Was sie antreibt, seien die Menschen, die ihr zuhören, sagt sie kurz darauf im Interiew mit EMMA. Nicht die, die gehen. "Aber natürlich ist so etwas ein Symptom für ein größeres Problem", findet Sambuli. "Ich habe solche Situationen auch schon häufiger erlebt. Manchmal sitze ich mit männlichen Experten in einem Raum und stehe dann als Frau auf und spreche - und merke, wie sie eine Abwehrhaltung entwickeln. Als ob ich sie angreifen wollte. Dann entfalten sich ganz plötzlich diese altbekannten Dynamiken aus Alter, Hautfarbe und Geschlecht." Dynamiken, die die digitale Gesellschaft doch eigentlich hinter sich lassen wollte, Stichwort „post-gender".
Aber so ist es nicht. Immer noch nicht. Und das war dieses Jahr erneut ein Kernthema der rund 1.000-SpeakerInnen starken Konferenz. „EmanziTech" hieß der Themenschwerpunkt. (...)
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