Seit 29 Jahren ist die European Women's Lobby (EWL) das Sprachrohr der Frauen in Europa. Über 2.000 Frauenorganisationen aus allen EU-Ländern sind unter ihrem Dach organisiert, darunter auch der Deutsche Frauenrat. Ihr Jahresbudget beträgt rund 1,2 Millionen Euro. Die Frauenlobby nimmt direkt Einfluss auf die EU-Gleichstellungspolitik. Die EWL-Generalsekretärin Joanna Maycock hofft auf das Erwachen der Frauen in Europa.
von Alexandra Eul
Joanna Maycock, warum sind Sie eigentlich Frauenlobbyistin geworden?
Weil ich die Frauenbewegung stärken wollte. Und um mit unserer kollektiven Stimme und unserer kollektiven Macht die Zukunft Europas mitzugestalten.
Was tun Sie?
Unsere Strategie ist seit 1990, an die EU-Institutionen heranzutreten und unsere Expertise in das Ausarbeiten von Gesetzentwürfen und Programmen einzubringen, also direkt mit den Institutionen in Brüssel zusammenzuarbeiten. Das war immer eine sehr effektive Art zu arbeiten. Aber das alleine reicht nicht mehr. Mit der Zeit ist uns klar geworden, dass die European Women's Lobby die veränderte Politik und die veränderten Machtverhältnisse innerhalb Europas stärker berücksichtigen muss. Vor zehn, zwanzig Jahren sah ja vieles ganz anders aus.
Wie denn?
Als wir uns gegründet haben, gab es zwölf Mitgliedstaaten. Und die 1990er waren eine Phase des europäischen Aufbaus. Eine stete Ausweitung sowohl der politischen Strategien als auch der geografischen Ausdehnung der EU. Diese Periode des Ausbaus beinhaltete die Ausweitung des sozialen Europas, also die Frauenrechte und die Anti-Diskriminierungs-Politik. Es gab damals eine einfachere Konzentration der Macht, die Institutionen in Brüssel waren auf eine gewisse Weise unkomplizierter organsiert als heute. Mit zwölf oder 15 Mitgliedstaaten war es natürlich auch einfacher zu verhandeln, Vereinbarungen zu treffen und eine gemeinsame politische Vision zu entwickeln.