An diesem Wochenende hat Alexandra Eul einen Workshop über Sexismus in den Medien auf den Jugendmedientagen gehalten. Und kam ganz schön beeindruckt zurück. Denn die Teilnehmerinnen debattierten mit Leidenschaft und Fachkenntnis. Und erfüllten null das Klischee von der unpolitischen und unfeministischen Generation.
Immerhin vier! denke ich noch. Vier Teilnehmerinnen, das ist doch gar nicht so schlecht für einen Workshop über Sexismus im Journalismus. Denn es gibt bestimmt deutlich coolere Themen auf den Jugendmedientagen in Bonn. Bei denen jedeR sofort an die Zukunft denkt, die Zukunft des Journalismus! „Mobile Reporting" zum Beispiel! Aber Sexismus ... Interessiert das Menschen zwischen 15 und 25 Jahren?
Es ist 14.30 Uhr und mein Workshop „Awesome & Aware - Warum guter Journalismus nie sexistisch ist!" beginnt jetzt. Vor mir, in dem Seminarraum der Deutschen Welle, sitzen eine junge Frau aus Österreich, eine junge Frau aus Albanien und zwei junge Frauen aus Deutschland. „Dann legen wir mal los, was?" frage ich aufmunternd in den quasi leeren Raum. In diesem Moment öffnet sich die Tür. „'Tschuldigung, wir sind zu spät!" - „Ist das hier der Sexismus-Workshop?" - „Gibt es hier irgendwo noch mehr Stühle?" Eine große Gruppe junger Frauen schlängelt sich in den Seminarraum. (Erst im Verlauf des Seminars sollten drei Männer hinzukommen.) Zwo, vier, sechs, acht, zehn ... Über 20!? Na, dann legen wir mal los, was?
Ziemlich unterschiedliche Typen sitzen da vor mir, das ist schon nach der Vorstellungsrunde klar. Von 17 bis 27. Von schüchtern bis vorlaut. Von der Amerikanistin bis zur Computer-Spiele-Forscherin. Die eine hat bis vor kurzem noch die Schülerzeitung gemacht, die andere ist beim Hamburger Bürgerfunk. Eine schreibt über Sport, eine ist Social-Media-Editorin bei einem Nachrichtenportal, die nächste kommt aus Brasilien und hospitiert gerade bei einem deutschen Radiosender, wieder eine andere analysiert für ihre Bachelor-Arbeit die Serie „Game of Thrones".
Und es dauerte auch nicht lange, bis klar ist: Hier sitzt so manche erklärte Feministin. Als eine Teilnehmerin darüber berichtet, dass sie schon in der Schule als „die Emanze" verschrien war und sich die MitschülerInnen deswegen oft über sie lustig gemacht haben, schwirrt ein zustimmendes Raunen durch den Raum. Manche Dinge ändern sich scheinbar nie ...
Da sitzt sie also, diese angeblich selbstsüchtige, gleichgültige, karrierebesessene und internetsüchtige Generation Y, zu der ich ganz am äußersten Rand ja auch noch irgendwie dazu gehöre, denke ich. So viel also zum Klischee ...
„machtWorte" - so lautet dieses Jahr der Titel der #JMT15, wie es im Netz kurz und knapp heißt. „Freiheit//Vielfalt//Verantwortung", so geht der Titel weiter. „Wir hätten die EMMA gerne dabei!", hatte Mit-Organisatorin Pauline Trueck im Sommer gemailt. Klar wollten wir dabei sein. Mit Worten kennen wir uns schließlich aus, mit der Analyse der Machtverhältnisse ebenso. Wie übrigens auch die meisten der Workshop-Teilnehmerinnen, die erstaunlich vertraut waren mit der Frage, die an diesem Nachmittag diskutiert wurde: Wie kann ich Sexismusfallen durch einfache handwerkliche Tricks in meiner eigenen Berichterstattung vermeiden - von geschlechtergerechter Sprache über die Auswertung von Informationen und Statistiken bis hin zu der Bilderauswahl.(...)
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