Um die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Anlaufstelle „Willkommen Europa" zu treffen, muss man nicht unbedingt in deren Beratungsstelle in der Bornstraße gehen. Dazu reicht ein Besuch bei den Bürgerdiensten im Stadthaus. Drei Tage pro Woche sind die Beraterinnen auch dort anzutreffen.
Beraterinnen sprechen direkt Hilfesuchende aus Bulgarien und Rumänien an„Wir sind da, um den Kontakt zum Amt zu erleichtern und unser Projekt vorzustellen", sagt Christina Runge. Aufsuchende Arbeit ist integraler Bestandteil des Projekts. Sie spricht die Menschen aus Bulgarien und Rumänien an, die an den Schaltern „Gruppe EU" warten.
Seit dem EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien im Jahr 2007 gibt es viele Zuwanderer aus diesen Ländern, die ihre prekären Lebensverhältnisse verlassen haben und sich in Deutschland ein besseres Leben erhoffen.
Sie kommen in Dortmund an - ohne Arbeit, Wohnung und Sprachkenntnisse. Sie sind daher leichte Opfer für professionelle „Vermittler", die ihnen die Wege ebnen wollen. Natürlich gegen Bares.
Angebot kommt den unseriösen Geschäftemachern in die Quere„Uns ist aufgefallen, dass es viele ,Dolmetscher' gibt, die die Leute vorher abfangen und wohl für Leistungen abkassieren, die es bei uns kostenlos gibt", ärgert sich Monika Dziennus. Sie gehört zum Kernteam der Bürgerdienste, die sich ausschließlich um europäische Neuzuwanderer kümmert.
Das war nicht immer so: Früher verteilten sich die Neuzuwanderer über alle Schalter. Weil sie das System nicht kannten, die Geschäftsmacher mitmischten und es häufig durch sprachliche Missverständnisse auch zu Kontroversen kam, ging es in der großen Halle relativ chaotisch und laut zu.
Team für Neuanmeldungen der EU-Bürgerinnen und -Bürger hat sich bewährtDaher schlugen die Mitarbeiter vor, die Neuanmeldungen für EU-Bürger in einem Team zu bündeln. Der Vorschlag wurde im Frühjahr umgesetzt und Monika Dziennus hat sich freiwillig gemeldet. Sie ist froh, dass ihr zumindest zeitweise Menschen wie Christina Runge zur Seite stehen.
„Das ist eine hervorragende Unterstützung. Davon profitieren alle Seiten", verdeutlicht die Mitarbeiterin der Bürgerdienste. „Die Bürger fragen mittlerweile gezielt nach, wann die Beraterinnen da sind."
Sie selbst hat schon einige Worte aufgeschnappt, die ihr die Arbeit erleichtern. Und sie kennt ihre Pappenheimer - dazu gehört auch die griffbereite „Bestechungsschokolade" für Kinder, wenn es länger dauern könnte.
Durchschnittlich 210 EU-Neuanmeldungen pro Woche in DortmundDurchschnittlich 210 Neuanmeldungen - überwiegend aus Rumänien und Bulgarien - verzeichnet die Stadt Dortmund pro Woche. Durch die Kooperation mit der Beratungsstelle geht das reibungsloser und einfacher, trotz der großen Herausforderungen.
„Man kann dem Team gar nicht genug Danke sagen, dass sie so gut die Stellung halten", lobt der Chef der Bürgerdienste, Peter Spaenhoff.
„Die Arbeit hat sich positiv entwickelt", bestätigt auch Jürgen Groß, stellvertretender Bereichsleiter bei den Bürgerdiensten. „Die Unterstützung durch die Übersetzer hat auch den positiven Effekt, dass uns die Bürger jetzt viel eher glauben, dass wir ihnen nichts Böses wollen."
Denn häufig wurde den städtischen Mitarbeitern Schikane unterstellt, wenn sie den Neuankömmlingen nicht geholfen konnten, wenn beispielsweise Unterlagen fehlen.
Gegenseitiges Verständnis bei den Bürgerdiensten ist deutlich gewachsenDas Verständnis ist gewachsen - nicht zuletzt, weil Menschen wie Christina Runge ihnen erklären, warum welche Urkunden und Papiere benötigt werden, warum sie bitte beschriftete Briefkästen und Klingeln bräuchten und wo es welche Hilfen gibt. Für eine ausführliche Beratung lädt sie sie dann in Bornstraße ein.
Ein Gewinn für alle Seiten? Fast. Nur eine Gruppe ist unzufrieden - die Geschäftemacher. Ihnen gehen immer mehr „Kunden" durch die Lappen, weil sich das Hilfsangebot immer mehr rumspricht.
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