Viele Medien schauen den Tatort-Machern auf die Finger. Sogenannte Fakten-Checks gibt es reihenweise - von der FAZ bis zu den Ruhrnachrichten. Die besonders interessante Frage: Wie kriminell ist die Nordstadt und gibt es wirklich Drogenverstecke in Sandkästen?
Dealer haben Drogen auf dem Gelände der Kita Leopoldstraße verstecktIm Dortmund-Tatort „Kollaps" hatte eine Sechsjährige einen Beutel Kokain im Sandkasten ausgebuddelt. Die Außenaufnahmen wurden zwar in Köln und nicht in der Nordstadt gedreht.
Aber die einhellige Meinung der Experten und der Polizei: Nein - solche Funde in Sandkästen hat es in der Nordstadt bzw. in Dortmund nicht gegeben.
Eine Recherche der Nordstadtblogger bringt aber das Gegenteil ans Licht: Leider hat es doch solche Funde gegeben. Zwar nicht im Sandkasten (insofern stimmt die zitierte Aussage der Polizei), sehr wohl aber auf Spielplätzen. Konkret zuletzt auf dem Spielplatz der Kita Leopoldstraße.
Hier haben - zum Glück - Erwachsene die Drogen entdeckt und auch die Polizei gerufen. Das Drogenversteck war in einer Umrandung auf dem Außengelände der städtischen Kita entdeckt worden.
Die Polizei bestätigt diesen Vorfall, der sich Mitte September ereignet hat, dann auch auf Nachfrage der Nordstadtblogger. Die Wirklichkeit holt daher - zum Glück ohne tote Kinder - zumindest in Teilen das Drehbuch ein - auch wenn die Tatort-Folge da schon längst abgedreht war.
Drogenhandel seit langem ein ProblemDie Einrichtung ist unmittelbar am Dietrich-Keuning-Haus und der weitläufigen Grünanlage gelegen. Der Park macht seit langem Schlagzeilen wegen Kriminalität.
Hier findet mittlerweile der Drogenhandel statt, der früher vor allem im Westpark lief. Doch dort wurden die Anbieter und Käufer durch verstärkte Kontrollen verdrängt - sie landeten am Keuning-Park und in der Münsterstraße.
Doch auch andere ungebetene Gäste gibt es. Die Beschäftigten der Kita kontrollierten daher jeden Morgen, ob sich auf dem Außengelände Müll, Scherben oder Spritzen finden, bestätigte Stadtsprecherin Anke Widow.
Leider Normalität in der Nordstadt: Solchen Kontrollen gibt es quasi in fast allen Tageseinrichtungen. Mehrfach wurden die Beschäftigten in den vergangenen Jahren fündig. Bisher allerdings immer außerhalb des Spielplatz-Zaunes - aber meist noch in Greifweite der Kinder, wie Augenzeugen berichten.
Zuletzt war die Polizei am Freitag an der Kita in der Leopoldstraße, weil ein verdächtiger Gegenstand gefunden wurde.
Verstärkte Polizeipräsenz drängten Dealer offenbar auf das Kita-GeländeMeist jugendliche Dealer verstecken ihre Drogen entlang der Wege des Keuning-Hauses und der benachbarten Kita, damit sie bei Kontrollen durch die Polizei höchstens mit kleinsten Mengen angetroffen werden.
Viele von ihnen sind mit (BMX-) Rädern unterwegs, um schnell Nachschub holen oder sich bei Kontrollen absetzen zu können.
Mitte September allerdings wurden offenbar die Dealer - vermutlich durch die verstärkte Polizeipräsenz und die Sperrung des Keuning-Hauses als Drehscheibe für ankommende Flüchtlinge - von ihren „üblichen" Orten und Verstecken ferngehalten.
Daher hatten sie - so vermuten es Eltern - erstmals auf dem Gelände der Kita ein kleines Drogendepot angelegt. Dem Personal war die lose Erde an einer Einfassung aufgefallen und es hatte die Drogen herausgefischt, bevor die Kinder zum Spielen heraus kamen.
Drogenhandel bleibt weiter ein großes Problem - öffentlicher Konsum geht zurückAuch auf anderen öffentlichen Spielplätzen wurden Spritzen gefunden sowie Leute beim Drogenkonsum oder -handel erwischt. Allerdings - und das ist die gute Nachricht - ist der öffentliche Drogenkonsum stark rückläufig.
Wesentlichen Anteil daran haben die Drogenkonsumräume und die verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungskräften.
Das war nicht immer so: Vor einigen Jahren führte der Drogenhandel und -konsum dazu, dass sich am Spielplatz an der Heroldstraße eine Bürgerinitiative formierte, die selbst „auf Streife" ging. Das ist allerdings schon lange kein Thema mehr.
Jedoch ist der Drogenverkauf weiterhin ein großes Problem in der Nordstadt. Ein so großes, dass der Keuning-Haus-Leiter Viktor Kidess in der Bezirksvertretung der Nordstadt eine Umzäunung des gesamten Geländes seines Hauses gefordert hat. Wie man damit umgeht, beschäftigt das Gremium noch.