Alexander Völkel

Redakteur, Fotograf, SMM (IHK) und Politologe, Dortmund und Siegen

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Großes Besucherinteresse: Der anarchistische Kultur- und Buchladen „Black Pigeon" hat in der Nordstadt eröffnet

Allen Störversuchen zum Trotz: Der anarchistische Kultur- und Buchladen „Black Pigeon" hat planmäßig am Freitagnachmittag unter großem Besucherinteresse eröffnet. Daran konnte auch eine Kundgebung von 35 Neonazis am Abend nichts ändern. Dagegen hatten sich mehr als 250 AntifaschistInnen vor dem Laden formiert, nachdem Rechtsextreme schon zwei Mal die Scheiben des Ladens eingeworfen hatten.

Wochenlange Anspannung - Sascha Bender: „Jetzt, wo eröffnet ist, bin ich entspannter"

„Es sind gemischte Gefühle - nach wie vor haben wir das Schaufensterproblem", sagt Fotokünstler Hendrik Müller. Er ist der zweite Mieter des Ladenlokals in der Scharnhorster Straße 50.

Im hinteren Teil will er in etwa sechs Wochen sein Fotoatelier eröffnen. Doch zur Eröffnung des Ladens seiner „Nachbarn" wurde seine Ladenhälfte als Bühne und Veranstaltungsraum genutzt.

„Jetzt, wo eröffnet ist, bin ich entspannter", gesteht Sascha Bender von „Black Pigeon". Nach zahlreichen Tages- und Nachtschichten ist der Kultur- und Buchladen doch einigermaßen fertig geworden.

Noch gibt es viel Freiraum im Ladenlokal. Noch nicht alle Waren und Regale sind da. Zudem hat der Verein nun deutlich mehr Platz als bisher.

Noch viel Freiraum im neuen Ladenlokal - es gibt viel mehr Platz

Denn in den vergangenen fast zwei Jahren war „Black Pigeon" Teil des Kreativkaufhauses „ConcordiArt" am Borsigplatz. Dort hatten sie 16 Quadratmeter - das neue Ladenlokal ist ein Vielfaches größer.

Montags bis Freitags von 12 bis 18 Uhr werden hier im Hafen-Quartier neben Literatur auch vegane Lebensmittel, Süßigkeiten und Kosmetik angeboten.

Der Kultur- und Biuchladen will auch zum Verweilen, Austauschen und Diskutieren einladen. Einen Vorgeschmack gab es am Freitag. Zur Eröffnung wird das „Black Pigeon" auch am Samstag außerplanmäßig von 10 bis 20 Uhr öffnen.

Am Sonntag gibt es zudem ab 14 Uhr das erste Nachbarschaftscafé. Der Laden möchte sich dann offiziell seinen Nachbarn vorstellen und sich auch bedanken. „Wir haben viel Zuspruch und Unterstützung erlebt", berichtet Hendrik Müller.

Viel Zuspruch von allen Fraktionen aus der Bezirksvertretung der Nordstadt

Unter den Gästen der Eröffnung waren VertreterInnen aller Nordstadt-Fraktionen. Sie wollten damit - ebenso wie mit der von allen Fraktionen getragenen Resolution - ein klares Zeichen setzen.

„Einschüchterung, Gewalt und Bedrohung sind für uns kein Mittel. Wir verurteilen das aufs Schärfste", machte Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder (SPD) klar.

Die Neonazis hatten nicht nur gegen den Laden Front gemacht, sondern auch versucht, den Vermieter einzuschüchtern, damit er den Mietvertrag kündigt. Für die Kommunalpolitiker völlig inakzeptabel.

Daher kamen auch die zur Eröffnung des Ladens, der ansonsten eher nicht auf ihrer politischen Wellenlänge liegt. „Doch wir sind starke Verfechter der Meinungsfreiheit", begründete CDU-Fraktionschef Marius Dorian Vornweg seine Anwesenheit.

Der Historiker liegt zwar mit „Black Pigeon" nicht gerade auf einer ideologischen Wellenlänge. Doch das vegane Konzept gefällt dem überzeugten Vegetarier und CDU-Politiker.

Interessantes und begrüßenswertes Konzept gegen den Leerstand

Cornelia Wimmer, Fraktionsvorsitzende von Linken und Piraten in der Nordstadt-BV, war ebenfalls zur Eröffnung gekommen. Sie schmökerte angeregt im Bücherangebot.

„Ich mag das Ladenlokal. Das Unprätentiöse finde ich sehr angenehm." Das Angebot im Laden müsse sich noch weiter profillieren. „Aber das wird schon", ist sich Wimmer sicher.

Sie ist froh, dass durch den Buchladen und das Atelier ein weiteres leerstehendes Ladenlokal in der Nordstadt belegt und belebt werde. „Schade, dass sich der klassische Einzelhandel hier nicht auf Dauer hält."

Vornweg lobte das „privatwirtschaftliche Engagement - das ist absolut begrüßenswert", so der CDU-Politiker. Die Nordstadt biete Möglichkeiten, sich unternehmerisch auszuprobieren, ohne ein großes finanzielles Risiko einzugehen, von dem man sich in Falle eines Scheiterns nicht mehr erhole.

Doch an ein Scheitern will man bei einer Eröffnung nicht denken. Die zahlreichen Gäste feierten, lauschten, genossen und kauften.

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