Wer ist eigentlich für das Wir-Gefühl in der EU zuständig? Eine Recherche-Reise.
Das Europäische Haus in Sichtweite des Brandenburger Tors wird gerade umgebaut. Die Schaufenster unter den goldenen Buchstaben und dem Azurblau der stilisierten Europaflagge sind zugenagelt, statt eines Einblicks ist da eine Press-Spanwand. Wenigstens haben sie eine Telefonnummer angegeben, falls ich Fragen zu Europa habe. Außerdem, steht da, sind die Europäische Kommission und das Europäische Parlament, die hier ihre Vertretung haben, auch auf Facebook und Twitter.
Gleich links neben dem Europäischen Haus befindet sich ein Donut-Laden, auf dem Bürgersteig stehen Plastiktische, ringsum sitzen Touristen. Jemand öffnet die Ladentür, und ich laufe durch eine Wolke, die nach Fettgebäck und Automatenkaffee riecht. Der Geruch ist derselbe, überall auf der Welt, wo es diese Donut-Kette gibt. Reflexartig gehe ich hinein, bestelle einen Boston Kreme, bezahle, kaue, schlucke. Wie hoch man die Zuckerwürfel stapeln könnte, die ich, aufgelöst in Butterschmalz, gerade esse, will ich gar nicht wissen. Das alles hier geschieht automatisch, aus dem Bauch heraus.
Was Europa angeht, ist mir das noch nie passiert, nie überkam mich Europa, immer appellierte es an meinen Verstand. Denke ich an Europa, denke ich an Verträge, Institutionen, Broschüren.
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