Alaa Ehsan

freiberuflicher Journalist und Filmemacher

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CIN - Cultural Innovators Network

© Goethe Institut

„Träume sind essenziell, wenn wir uns nicht trauen würden zu träumen, gäbe es das CIN nicht.“, sagt Mohammad Ayoub aus dem Libanon während seiner Teilnahme an einem der Workshops des Cultural Innovators Network, das 2012 unter der Koordination des Goethe-Instituts in Marokko und mit der Unterstützung von mehr als 20 weiteren Instituten im Norden und südlichen Mittelmeerraum ins Leben gerufen wurde.

Das vom Auswärtigen Amt im Rahmen der Transformationspartnerschaft geförderte Projekt versuchte zwischen 2012 und 2017, Künstler*innen, Kulturmanager*innen, Aktivist*innen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen in den Zielländern zu vernetzen und somit dazu beizutragen, ihre Potenziale zu stärken, Erfahrungen und Projekte untereinander auszutauschen und Räume für Diskussionen über ihre Themen zu schaffen, insbesondere angesichts der politischen Unruhen in den Ländern des südlichen Mittelmeerraums nach dem Arabischen Frühling.
 
Mit dem Projekt zielte das Goethe-Institut vor allem darauf ab, demokratische Transformationsprozesse zu unterstützen, eine transnationale Netzwerkstruktur zivilgesellschaftlicher Akteur*innen im Mittelmeerraum zu etablieren und die Netzwerk-Mitglieder durch lokales, regionales und überregionales gegenseitiges Lernen zu qualifizieren.
 
Der Schwerpunkt des CIN Projekts lag darauf, die Teilnehmer*innen mit einem möglichst großen Maß an Verantwortung und Selbstständigkeit in die Lage zu versetzen, sich selbst zu organisieren und konkrete Projekte zu konzipieren, um dann anhand bestimmter Kriterien und durch eine demokratische Abstimmung die geeigneten Projekte für die Umsetzung auszuwählen. Danach sollten die genehmigten Projekte in den Folgejahren vom Goethe-Institut finanziert und umgesetzt werden.
 
Der Startpunkt war im Jahr 2012, als 100 Teilnehmer*innen aus etwa 600 Bewerber*innen ausgewählt wurden. Danach wurde eine Kerngruppe von 20 Teilnehmende ausgesucht, um die Vorbereitungen der CIN Veranstaltungen zu beaufsichtigen.
 
Diese Kerngruppe führte Learning Journeys in drei Länder (Ägypten, Deutschland und Italien) durch, um einen ersten Austausch zwischen den Teilnehmer*innen aus verschiedenen Ländern zu ermöglichen und den Prozess des gegenseitigen Lernens anzuregen. Anschließend fanden Folgetreffen statt, bei denen diese Kerngruppe eine Agenda für weitere Aktionen im Projektjahr festlegte.
 
Das erste Meeting aller Netzwerk-Mitglieder fand Ende 2012 in Istanbul statt. In diesem CIN-Forum wurden mehr als 31 Projektideen vorgestellt, von denen zunächst 20 Projekte ausgewählt wurden, die 2013 finanziert und umgesetzt werden sollten, weitere Projekte sollten in den Folgejahren folgen.
 
Diese Projekte kristallisierten sich durch die sogenannten CIN-Labs heraus, in denen die Netzwerk-Mitglieder ihre Ideen anhand von sozialen Problemfeldern im Mittelmeerraum entwickelten. Die Themen der Projekte variierten zwischen verschiedenen Feldern wie Kunst, Menschenrechte, sozialem Unternehmer*innentum, Kulturpolitik, Journalismus, Bildung und Forschung, wobei sie sich in den Jahren 2015 und 2016 mit dem Thema Flucht beschäftigten, was mit der damaligen Flüchtlingswelle aus mehreren südlichen und östlichen Mittelmeerländern nach Europa zusammenfiel.
 
Eine der konkreten Maßnahmen des Projekts waren die Cultural Innovators Days, die in den verschiedenen am Projekt beteiligten Ländern organisiert wurden. Ziel war es, CIN mit lokalen Akteur*innen aus verschiedenen Mittelmeerländern zu vernetzen, neue Kooperationen zu suchen und das Netzwerk sowie seine Projekte unter den relevanten Akteur*innen teilnehmender Länder bekannter zu machen. Dazu dienten auch die CINnovation-Journeys, im Rahmen derer die Mitglieder Reisezuschüsse beantragen konnten, um an Projektaktivitäten im Ausland teilzunehmen. „Wir brauchen eine neue politische Kultur der Solidarität“, sagt Azra Causević aus Bosnien. Sie fügte hinzu: „Der wichtigste erste Schritt ist, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen begegnen. Sie werden ihre Unterschiede finden, aber vor allem werden sie ihre Gemeinsamkeiten entdecken.“
 
In den vergangenen Jahren hat CIN versucht, Aktivistinin*innen, Kulturist*innen und Kulturmanager*innen aus den südlichen und nördlichen Mittelmeerländern zu vernetzen, um einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und davon zu lernen. Der ägyptische Journalist und Filmemacher Ahmed Eman Zakaria sagt über seiner Teilnahme am CIN-Projekt: „In den letzten fünf Jahren war das CIN ein Zuhause für all seine Mitglieder mit ihren verschiedenartigen Kulturen; und genau das ist sein Kerngedanke. Ich habe heute viele Freunde aus der ganzen Mittelmeerregion, wir bauen gemeinsam unsere Träume, wir denken an die Zukunft auf eine allumfassende Weise. Wir machen Fehler bei unserer Arbeit und durch Erfahrung lernen wir aus ihnen. Wir kritisieren und reflektieren uns selbst, zum Wohle des Netzwerks. Ich glaube schon immer, dass es beim CIN um die menschliche Macht geht, die es besitzt, und dass nichts es verbessern könnte, außer seine eigenen Mitglieder.“

Alaa Ehsan

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