Adolf Stock

Journalist, Autor und Medienberatung, Berlin

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Special

Luther - Mizellen: Kleine Geschichte des Protestantismus

Bild: Luther in Rom, Copyright Adolf Stock

2017 wird die Reformation gefeiert. Wie kann man sich dem Reformator nähern? Ein literarischer
Selbstversuch.

Luther - Mizellen
Kleine Geschichte des Protestantismus

Personen: L – Martin Luther, P – Protestant, K – Katholik

Eins
Kind L.: Ich will keinen Fisch
Mutter: Es ist Freitag
Kind L.: Ich will aber nicht!
Vater: Sonntag gibt’s Singvögel
Mutter: Die Gräte kriegt die Katze
Vater: Vergrab die Reste im Garten. Für die Nachwelt
Kind L.: Auch die Gräte?
Vater: Ja
Kind L.: Immer gibt’s Fisch
Vater: Nächsten Sonntag nicht

Zwei
Herr P.: Sieht gut aus
Herr K.: Der Schreiner war auch schon bei Dürer
Herr P.: Das Zimmer sieht wirklich gut aus
Herr K.: Ist L. wirklich hier gestorben?
Herr P.: Dürer war damals auch nicht zuhause
Herr K.: Ist er in diesem Bett gestorben?
Herr P.: Ja klar, in Eisleben
Herr K.: Hier?
Herr P.: Nee, drüben im Nachbarhaus

Drei
Herr K.: Geh doch mal rüber
Mann: Ich frag mich auch dauernd, was machen die da?
Herr K.: Die haben ihre Bude voll
Mann: Hier wird’s immer leerer.Mir ist kalt
Herr K.: Nun geh schon!
---
Herr K.: Und?
Mann: Mein Gott, sie singen!
Herr K. Komisch, wir könnten doch auch singen
Mann: Die haben ihre Bude voll

Vier
Frau: Es hilft gegen Zahnweh
Herr P.: Ein Holzsplitter gegen Zahnweh
Herr K.: Aus wie viel Holzsplittern besteht denn so ein Bett?
Herr P.: Nix Reliquie – Luther
Frau: Es wird schon besser
Herr K.: Kann gar nicht sein
Herr P.: Wir verbrennen das Bett
Frau: Und was wird aus meinen Zahnschmerzen?

Fünf
Herr P.: Tiefer, tiefer, na so richtig rein
Frau: Auch mit dem Kopf?
Herr P.: Auch mit dem Kopf, sonst wirkt‘s nicht
Herr K.: Bei Anderen reichen ein paar Tropfen
Herr P.: Die Leute sind auch kleiner
Kind L.: War schlimm genug
Frau: Soviel Wasser. Wirklich der ganze Kopf?
Herr P.: Ja

Sechs
Herr K.: Der Teufel war schon da
Frau: Er ist weg
Herr P.: L. lag da ganz friedlich
Frau: Wo ist er denn jetzt?
Herr K.: Ganz und gar weg
Herr P.: Aber nicht beim Teufel
Herr K.: Doch
Frau: Ist er sanft eingeschlafen?
Herr P.: Klar ist er sanft eingeschlafen

Sieben
Herr K.: L. sagt immer, wo‘s langgeht
Herr P.: Aber es gibt Brathering und Erbspürre
Herr K.: Aber diese ewigen Monologe
Herr P.: Er weiß einfach alles besser
Herr K.: Wirklich? Wo steckt überhaupt seine Frau?
Herr L.: He Männer, warum rülpset Ihr nicht?
Herr K.: Oh je. Wir könnten doch auch mal ins Wirtshaus gehen
Herr P.: Und dann?

Acht
Herr L.: Die sind dran schuld
Herr K.: Warum?
Herr L.: Warum, warum … Blöde Frage, ist halt so
Herr K.: Und was passiert mit der Schuld?
Herr P.: Wird vergeben
Herr L.: Nö
Herr K.: Wahrscheinlich selber schuld

Neun
Herr P.: Nur keine Bilder
Frau: L. sieht doch gut aus
Herr P.: Aber nicht in diesem heiligen Raum
Frau: Ein stattlicher Mann
Herr L.: Siehste!
Herr K.: Vielleicht eher fürs Museum?
Frau: So ein stattlicher Mann im Museum, brr…
Herr P.: Besser als hier oder gar nicht

Zehn
Herr K. Du sitzt links, ich sitze rechts
Frau: Ich will aber Herrn L. sehen
Herr P.: Dann geh doch einfach zu denen
Frau: Mach ich auch. Ein herrlicher Blick auf Herrn L.
Herr P.: Na also
Herr K.: Da sieht ja jeder das Gleiche. Ich bleib‘ lieber drüben Ich bleibe rechts sitzen
Frau: Herr L. und ich haben aber Blickkontakt